Montag, 26. September 2011

Skidata punktet mit Hooligan-Ausschluss

SALZBURG Zutrittssystem-Hersteller stattet Hälfte der Stadien für EURO 2012 aus

Skidata geht unter die Profiler: Eine Innovation des Zutrittssystem-Herstellers sperrt unerwünschte Fans aus Stadien gnadenlos aus. Polen und Ukraine setzen bei der EM drauf.

Grödig. Skidata stattet vier der acht Stadien der nächstes Jahr stattfindenden Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine aus, darunter das neue Nationalstadion in Warschau. Wenn dort am 8. Juli das Eröffnungsspiel angepfiffen wird, sitzen mit höchster Wahrscheinlichkeit keine amtsbekannten Hooligans unter den 58.000 Fans.

Dafür sorgt der Zutrittssystem-Hersteller aus Grödig mit rigo roser Gesichtskontrolle. So muss sich jeder Kartenkäufer fotografieren und am Stadion ingang per Kamera vollautomatisch identifizieren lassen. Stimmen die Bilder nicht überein oder ist die Person unerwünscht, bleibt das Drehkreuz zu. "Die Fotokontrolle ist eine Weltneuheit und das Highlight, das uns wieder zum Hauptausstatter bei inem Fußball-Großereignis gemacht hat", sagt Skidata-Pressesprecherin Sabine Hölzl. Die mit dem tschechi chen Spezialisten für Sicher eits-IT Intergoo entwickelte Lösung verhindert auch die Weitergabe von Saisonkarten -Hooligans schwindeln sich so oft in die Stadien. Den Auftragswert für die EM 2012 beziffert Skidata-Vorstands vorsitzender Charles Egli mit drei Millionen €. Skidata hat seit der WM 2006 in Deutschland jeweils mindestens die Hälfte der Zutrittsaufträge erhalten. Der Salzburger Lokalrivale Axess zog die Bewerbung zurück. "Uns war der Modus in Polen und der Ukraine zu kompliziert. Wir statten lieber andere aus, wie Mainz, Bochum, Dresden, Bukarest, Cluj und Galatasaray Istanbul", spricht Axess-Sprecher Robert Gruber andere bekannte Fußball-Player an.

Umsatz gedreht
2011 sei insgesamt ein gutes Skidata-Jahr, sagt Egli. "Der Umsatz ist wieder leicht im Plus." Im Vorjahr war der Salzburger ALC-Sieger von 2008 und 2009 laut Bilanz des Mutterkonzerns Kudelski um 4,3 Prozent auf 146,5 Millionen abgesackt. Die Mitarbeiterzahl stieg von 600 auf 610.


Quelle: Wirtschaftsblatt von Montag, 26. September 2011; Seite 5

Freitag, 16. September 2011

Vielleicht schießt Geld doch Tore?

Nachdem die PSG dank ihrer katarischen Gönner satte 86 Millionen Euro in Neuzugänge investiert hatte, schien man zu Saisonbeginn vor einem ähnlichen Problem zu stehen, wie der gestrige Europacupgegner Red Bull Salzburg in den Jahren zuvor: Dass sich die Mannschaft erst einspielen müsse. So standen die Pariser nach dem 2. Spieltag mit einem mickrigen Pünktchen knapp vor den Abstiegsrängen und ernteten Spott und Tadel. Seitdem hat der letzte Europacupfinalgegner von Rapid bewerbsübergreifend jedes Spiel gewonnen und in diesen fünf Partien auch nur zwei Gegentreffer hinnehmen müssen. Die Defensive um den neuen Abwehrchef Diego Lugano stellt sich allmählich aufeinander ein. Dennoch meinte Salzburg-Trainer Moniz vor Anpfiff, dass die Chancen 50:50 stehen, allerdings zu beachten sei, „wenn du zurückläufst, dann verlierst du“. Soll heißen: Nicht mauern und auf ein 0:0 hoffen.

Die Formationen der beiden Teams entsprachen dem mittlerweile gängigem 4-2-3-1, wobei die Franzosen forscher nach vorne agierten. In Fortdauer der Begegnung waren es die unterschiedlich starken Offensivtrios im Mittelfeld, die das Spiel entschieden.

Die Gastgeber zu Beginn noch etwas verlegen, tasteten sich langsam an den Gegner heran, waren aber spätestens nach zwanzig Minuten die tonangebende Mannschaft. Die Solospitze Erdinc, konnte von seinen Rückleuten nur einmal in Szene gesetzt werden, da tauchte der Türke aber völlig frei vor Gustafsson auf, zeigte im Abschluss jedoch Nerven und setzte den Ball Meter über den Kasten. Mehr Gefahr ging indes vom angesprochenen Trio Ménez-Pastore-Nene aus, die hinter Erdinc wirbelten. Die Salzburger Hintermannschaft hatte mit den Dreien ihre liebe Not und bekam sie über die gesamte Spieldauer nicht wirklich unter Kontrolle. Die technische Überlegenheit, aber auch jene im Antritt, machten sich besonders die Serie-A-erprobten Ménez und Pastore, ein ums andere Mal zum Vorteil. Die Defensive der Bullen sah sich gegen die von der Roma bzw. von Palermo Engagierten oftmals in Zwei-Mann-, ja sogar Drei-Mann-Überzahl, war jedoch in mehreren Situationen nicht im Stande den Ballbesitz an sich zu reißen.

Im Offensivspiel der Gäste gelang auch nur wenig. Wenn Gefahr aus ging, dann von Jantscher oder Cziommer. Und das auch nur mittels Distanzschüssen. Maierhofer war bei den Innenverteidigern Lugano und Camara gut aufgehoben, Rechtsaußen Leonardo bei Linksverteidiger Armand.

Schließlich waren es aber nicht technischen Defizite, die die Niederlage der Bullen besiegelte, sondern taktische. Vor dem 1:0 durch Nene, ist Salzburg in der Offensive in Ballbesitz. Cziommer verliert nach einem Einwurf den Ball, das folgende Umschalten in die Defensive findet daraufhin zu langsam statt, die PSG kontert im eigenen Stadion. Der letzte Salzburger, der aktiv in einen Zweikampf geht, bestreitet jenen noch knapp vor der Mittellinie. Grundsätzlich kann hier ein taktisches Foul gesetzt werden, um die Konterattacke zu unterbinden. Schiemer, und auf seiner Höhe Sekagya, als letzte Männer, agieren anfangs noch richtig, lassen den aufziehenden Ménez und den links sprintenden Pastore kommen, um ihren Vordermännern Zeit zum Rücklaufen zu gewähren. Kurz vor dem Strafraum müsste sich jedoch Schiemer zu Pastore orientieren und Sekagya den ballführenden Ménez attackieren, dem Franzosen den Ball abnehmen oder im schlechtesten Fall foulen. Ménez, der seit seiner eigenen Hälfte nicht mehr attackiert wurde(!), mit vollem Lauf in den Strafraum eindringen zu lassen, war für die Verteidiger jedoch die ungünstigste Alternative. Beim Penalty verlud Nene Gustafsson dann mustergültig.

Vor dem 2:0 spielt Maierhofer einen katastrophalen Rückpass ins eigene defensive Mittelfeld, der Leitgeb um Meter verfehlt. Mit zwei Erstberührungen schicken Ménez und Pastore Erdinc auf dem linken Flügel tief. Der Türke flankt zur Mitte wo die Salzburger Leitgeb, Svento und Sekagya eigentlich Drei-gegen-Zwei in Überzahl sind, sich jedoch niemand von den Dreien konsequent zum Ball orientiert. Schließlich gelangt der aus dem Rückraum anrauschende Bodmer an das Leder, übernimmt direkt und netzt unhaltbar zum 2:0 ein.

In der Folge waren es dann immer wieder leichtfertige Ballverluste im Mittelfeld, besonders durch katastrophale Fehlpässe, die Großchancen für die PSG ermöglichten. Nach einem Schiemer-Fehlpass auf wenige Meter war zuerst Erdinc allein auf Gustafsson gelaufen, setzte das Leder aber knapp neben das Tor. Wenig später spielt Jantscher im Spielaufbau einen Pass in den Lauf von Ménez, der sich die Chance nicht nehmen lässt und auf 3:0 stellt.

Wenn die Salzburger gefährlich wurden, dann durch Kopfbälle. Im ersten Durchgang scheiterte Maierhofer knapp an Schlussmann Douchez. Im zweiten Durchgang waren es dann vor allem Kopfstösse von Schiemer und Alex, die für etwas Gefahr sorgten. Schließlich war es nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld Sekagya, der mit einem Kopfball noch den Ehrentreffer für die Salzburger markierte; jedoch mit kräftiger Unterstützung seines rechten Arms, durch den er sich Gegenspieler Jallet vom Leib hielt.

Unterm Strich hielten die Bullen phasenweise mit, mehr aber auch nicht. Vor allem mit dem überfallsartigen Ausschwärmen von Ménez, Pastore und Nene, hatte die Elf des Niederländers Ricardo Moniz ihre liebe Not. Wenn dann im Spielaufbau katastrophale Fehlpässe, wie von Schiemer oder vor den Toren von Maierhofer und Jantscher passieren, darf über eine Niederlage nicht lamentiert werden. Auch die technische Überlegenheit darf nicht außer Acht gelassen werden. So muss neidlos anerkannt werden, dass Neuzugänge à la Ménez oder Pastore weit über einen Leonardo gestellt werden müssen.

Dienstag, 6. September 2011

Wer ist ein Trottel?

Als „aufgescheuchter Hendlhaufen“ bezeichnete Kapitän Christian Fuchs die Leistung der österreichischen Nationalmannschaft nach dem 2:6 von Gelsenkirchen. Ehrlich genug sollte allerdings trotz aller Gegentreffer festgehalten werden: Was hat man sich großartig erwartet? Die Deutschen spielen eine ebenso souveräne Qualifikation wie Vizeweltmeister Niederlande und Weltmeister Spanien. Dass in den neunzig Minuten wieder einmal das taktische Konzept Fehler erwies, war bereits an der Formation vor Anpfiff erkennbar. Mit einer schüchternen Solospitze namens Arnautovic zu beginnen, zeigt nicht von Bemühungen den Gegner früh unter Druck zu setzen, obwohl die deutsche Hintermannschaft sich mehrmals nicht anders helfen zu wusste als den Ball an Schlussmann Neuer zu retournieren. Die Mittelfeldspieler Harnik, Royer und Alaba drückten dennoch. Nachgerückt ist von den Hinterleuten dann wieder kaum jemand. Zudem der gerade erst genese Schiemer als Innenverteidiger gegen den trotz seines Alters spritzigen Klose, auch diese Entscheidung ist - freundlich formuliert - nicht gerade glücklich. Dass sich zu alledem noch inkonsequentes Zweikampfverhalten paarte, machte den Schlamassel auf Schalke perfekt.

Mit einem 3:0-Erfolg heute gegen die Türkei hätte die österreichische Mannschaft - paradoxerweise - dennoch eine intakte Chance auf das Play-off. Zumal für Constantinis Tross nur noch die vermeidlich leichteren Aufgaben in Zentralasien gegen Aserbaidschan und Kasachstan bevorstünden. Dass der Heimsieg gegen die Kasachen voriges Jahr jedoch erst in der Nachspielzeit fixiert wurde und die Belgier gerade eben aus Aserbaidschan nur einen Punkt entführen konnten, klammern wir einmal aus. Auch die Tatsache, dass das ÖFB-Team im Jahr 2011 erst einen Sieg feiern konnte, und das in einem freundschaftlichen Vergleich. Belgien und die Türkei spielen hingegen noch gegen unsere teutonischen Nachbarn. Und wenn diese ihre blütenweiße Weste nicht eh von Haus aus behalten wollen, dann hätten wir doch wenigstens noch wegen Gijon eine kleine Gefälligkeit offen.

Wie Bernhard Hanisch in seiner Kolumne aber schreibt, denkt zumindest jeder auch ein bisserl an „Nestbeschmutzung“. Denn mit einer heutigen Niederlage sollte die Kündigung des polarisierenden Teamchefs reine Formsache sein. Bei einem Sieg würde das „Dahinwurschteln“ wohl weiter gehen. Dass der Fisch am Kopf zu stinken beginnt, bewies ÖFB-Präsident Windtner in einem Servus-TV-Interview, wonach der Rausschmiss Constantinis nicht in Frage käme, weil der Teamchef immerhin erklärte, dass dies doch keinen Sinn mache.

Während also einem neuen Mann zusätzliche vier Spiele - auf Bewerbsebene - zum „Ausprobieren“ genommen wurden, bringen Medien nicht nur Franco Foda und den arbeitslosen Christoph Daum in die Teamchefdebatte ein, sondern auch den Deutschen Marco Pezzaiuoli, der mit der germanischen Unter-17 vor zwei Jahren EM-Gold holte und letzte Saison die Hoffenheimer TSG betreute. Wegen seines taktischen Konzepts sowie seiner im Allgemeinen überzeugenden Philosophie, welche die aufstrebende deutsche Trainergeneration um Klopp und Tuchel vertritt, wäre Pezzaiuoli im „Preis-Leistungs-Verhältnis“ wahrscheinlich die vernünftigste Variante. Wohl aber sind nicht nur spazierende Journalisten mit Hut einfache Trotteln.