Mittwoch, 30. November 2011

Unsere Lorbeeren?

Da gab es vor ein paar Wochen medial bundesweit den Konsens, dass es mit unserem Fußball wieder bergauf gehe. Dank eines Schweizers, der mit zwanzig Österreichern ein paar Tage trainiert hatte. Zugegeben, die Leistung in Lviv war für eine österreichische Equipe ungewohnt, im positiven Sinne. Zudem scheint im Team eine regelrechte Legionärsflut einzusetzen, stand mit Franz Schiemer nur ein einziger Bundesligaakteur auf dem Rasen - und war darüber hinaus schwächster Mann am Platz. Dies veranlasste den TV-Sender Sky, Tage später zu der selbstbeweihräuchernden Diskussion, wie gut der österreichische Fußballnachwuchs nicht sei. Auch hier muss man zugeben, dass bis zu einer gewissen Alterstufe tatsächlich gute Arbeit geleistet wurde und wird. Was an diversen Ergebnissen bei Unter-Auswahl-Endrunden im vergangenen Jahrzehnt tatsächlich belegbar ist. Gestreute Rosen sollten jedoch mit Vorsicht genossen und nicht unbedacht vom Boden aufgeglaubt werden. Sonst verletzt man sich an den Dornen. Mit reichlich Bedacht sollte daran erinnert werden, dass zwar die meisten ihre ersten Sporen in der Alpenliga verdienen, viele aber auch schon mit einer noch unterentwickelten Reputation und dem blanken Ruf des Talents, oder oft sogar nur als junger, frischer Hüpfer in den großen, kalten Teich „Internationaler Fußball“ springen. So wurde Emanuel Pogatetz zwar bei Sturm Graz ausgebildet, kämpfte sich aber erst via Leverkusen und Aarau in die heimische Bundesliga - und später nach Moskau, Middlesbrough und Hannover. David Alaba und Marco Arnautovic wechselten sogar noch vor ihrer Vollmündigkeit ins Ausland, wo sie ihren entscheidenden Feinschliff zum Profitum erhielten. Julian Baumgartlinger stand gar erst am Beginn seiner Pubertät als er zu den Münchner Löwen transferierte. Und Martin Harnik kennt österreichische Vereine überhaupt nur vom Hörensagen. Die mittelfristige Zukunft wird nicht anders aussehen. Zahlreiche Spieler wie Prosenik, Holzhauser, Vastic oder Weimann wechselten in einem Alter, indem die technische Ausbildung so gut wie abgeschlossen ist - was wiederum für hiesiges Ausbildungssystem spricht. Und was wir, noch einmal, durch die Leistungen unserer Unter-Auswahlen zum Teil eh schon wissen. Der Sprung zu den Profis gelingt von den Jungnationalspielern jedoch den wenigsten. Im Alter zwischen 17 und 20 stagniert die Weiterentwicklung massiv, was - für mich - auf mäßige körperliche Attribute und fehlende taktische Intelligenz zurückzuführen ist. Und bei einigen Talenten auch sicherlich der mentale Druck; die psychologische Betreuung von Fußballern ist ein in Österreich aber nach wie vor milde belächeltes Thema. Dass der Schritt ins Ausland nicht zwangweise der richtige ist, dafür gibt es genauso zahlreiche Beispiele wie die Herren Elsneg und Krenn, die aber wenigstens wieder in Österreich Fuß fassen konnten. Ganz im Gegenteil zu ihrem Kollegen Mario Lösch, der mittlerweile den Pride Park von Derby gegen das Ritzinger Sonnenseestadion tauschte. Sicherlich bleibt der Schritt ins Ausland - vor allem in solch jungen Jahren - eine Entscheidung in eine nicht ganz gewisse Zukunft. Ausnahmen aber bestätigen die Regeln. Und der Großteil landet im schlechtesten Fall in der heimischen Bundesliga.

Sonntag, 20. November 2011

Change? Yes, we can!

Im Gefrierschrank von Lemberg sollte Marcel Koller seine Premierenvorstellung als österreichischer Teamchef geben. Personelle Überraschungen sollte es dabei keine großartigen geben. Die Nominierungen von Willi Kavlak, Zlatko Januzovic und Sebastian Brödl sorgten für kurzzeitige Irritation, waren aber lediglich peinliche Faux-pas’ des Staatsfernsehens. Die Nominierung beider Torhüter der Wiener Austria, Heinz Lindner und Pascal Grünwald, stellte ein kurioses Novum der jüngeren Zeit dar. Und ausgerechnet der Düsseldorfer Reservist Robert Almer (zuvor ebenfalls am Verteilerkreis arbeitend) schnappte den beiden Veilchen dann doch das Einserleiberl vor der Nase weg. Neben Lindner hätten weiters die Austrianer Mader und Margreitter ihr Debüt im Nationaltrikot feiern können, wurden jedoch wie sämtliche Austrianer - sieben an der Zahl - nicht eingesetzt.

Die Startaufstellung zeigte bis auf das Debüt Almers keine großen Veränderungen zur Constantinischen Ära. An den Flügeln agierten Ivanschitz, links, und Harnik, rechts. Im defensiven Zentrum machten Baumgartlinger und Alaba die Räume eng, wobei sich der Legionär von Bayern München immer wieder in die Offensive einschaltete. Arnautovic agierte als Bindeglied zwischen Mittelfeld und der Solospitze Janko, konnte sich durch seine technischen Fertigkeiten jedoch nur selten in Szene setzen. Lediglich die Besetzung der Rechtsverteidigerposition durch Franz Schiemer sollte sich im Spielverlauf als wenig vorteilhaft erweisen.

Die ersten Minuten zeigten allerdings, dass die taktischen Vorgaben eine Hundertachzig-Grad-Wendung zu Kollers Vorgänger bedeuteten. Prompt nach Anpfiff attackierte die österreichische Elf die Hausherren in deren eigener Hälfte und ließ während des gesamten ersten Durchganges so gut wie keinen ertragreichen Spielaufbau zu. Die Mannschaft von Oleg Blochin wurde so am eigenen Strafraum regelrecht eingeschnürt, was wiederum spätestens an der Mittellinie einen oftmaligen Ballverlust für die Ukrainer bedeutete. Neben dem knappen Raum, war für die ukrainischen Akteure auch die wenige Zeit zur Ballverarbeitung ein großes Problem, dass die Österreicher durch forsches Doppeln gegen den Ballführenden ebenfalls provozierten.

Im Ballbesitz war am augenscheinlichsten das linkslastige Offensivspiel der österreichischen Mannschaft. Ein Hauptgrund dafür war Franz Schiemer auf der rechten Seite, der nur für wenige Akzente im Angriffsspiel sorgte. Ganz im Gegensatz zum Schalker Christian Fuchs, der mittlerweile einen modernen Außenverteidiger mimt. Auf Grund des oftmals beackerten linken Flügels musste der Stuttgarter Harnik zudem oft ins Zentrum verschieben um dort für Überzahl zu sorgen. Was schließlich dem ukrainischen Offensivspiel zu Gute kam. Nur Tage zuvor bewiesen Blochins flinke Konterspieler auch gegen ein schwächelndes Deutschland mithalten zu können. Durch zügige Spielverlagerung hatten die ukrainischen Konterspezialisten, mit Ausnahme eines überfordert wirkenden Schiemers und eines zurückhechelnden Harniks, oftmals den gesamten, aus österreichischer Sicht, rechten Flügel für sich.

Von dieser Seite sollte schließlich auch das aus heiterem Himmel fallende Führungstor für die Gastgeber entstehen. Wobei Schiemer mit zwei Gegenspielern auf verlorenem Posten stand, weil die Deutschlandlegionäre Prödl, Harnik und Baumgartlinger viel zu spät gegen den Ball antizipierten. Zudem ließ sich Innenverteidiger Pogatetz vom späteren Torschützen Milevsky durch eine Körpertäuschung fintieren, sodass der Stürmer von Dynamo Kiew schließlich sträflich allein im Torraum zum Abschluss kommt.

Nach dem Gegentreffer blieb Österreich aber die tonangebende Mannschaft und spielte weiter wacker nach vorne. Die drückende Überlegenheit wurde aber nur selten in gefährliche Torchancen umgemünzt. Auffällig war, das Janko an der Strafraumgrenze und mit dem Rücken zum Tor mehrmals als Prellbock für seine Rückraumspieler Arnautovic, Alaba und Harnik fungierte.

Im zweiten Durchgang ließ die Offensivpower der österreichischen Mannschaft etwas nach, sodass sich die Ukrainer aus ihrer Umklammerung lösen konnten. Wohl auch, weil ein solch aggressives Forechecking, wie es die österreichische Elf praktizierte, extrem an den Kräften zehrt, nicht nur auf Grund einer höheren Laufleistung, sondern auch wegen der erhöhten Konzentration, welche das Spiel auf einem höheren taktischen Niveau fordert und für unsere Nationalmannschaft - noch - eine ungewohnte Spielweise darstellt. Dass Koller im Laufe des Spiels mit Veli Kavlak für Martin Harnik lediglich einen Spieler wechselte, begründete der Zürcher damit, dass er seine Spieler in unterschiedlichen Spielszenarien beobachten wollte.

Der zweite Gegentreffer, trotz Überzahl, lässt sich sicherlich auch auf die abfallende Konzentrationskurve zurückführen. Baumgartlingers Ballverlust im Spielaufbau darf so nicht passieren, zumal in der näheren Umgebung die österreichischen Spieler sogar Vier gegen drei in Überzahl sind. Dass in der Folge die defensive Grundordnung überhaupt nicht den vorgegebenen Schemata entspricht, ist eine logische Konsequenz. Dass Christian Fuchs auf seiner Position links hinten nicht mehr zu finden war, sondern sich bereits in das Angriffsspiel eingeschaltet hatte, spricht eigentlich sogar für den Schalker. Eben diese paar Meter haben ihm im entscheidenden Zweikampf gefehlt und den Ukrainern den Platz zur Torvorbereitung gegeben. Mit einer weiteren Körpertäuschung ließ diesmal Devic Pogatetz aussteigen, wobei auch erwähnt werden muss, dass der Angreifer in solchen Situationen den Vorteil des Momentums für sich genießt und solch Aktionen nur schwer zu verteidigen sind.

Unterm Strich war eine konkrete Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Paarungen zu erkennen. Besonders das unkonventionelle Pressing imponierte sehr und war ein erfrischender Anblick, zumal es doch sehr ungewöhnlich ist, eine, ausgerechnet, österreichische Equipe eine solche Spielweise an den Tag legen zu sehen. Die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss wurde Tags darauf in den heimischen Gazzetten bekrittelt. Ich denke allerdings, dass diese einkehren wird, wenn sich das Team auf Kollers taktische Vorgaben eingestellt und diese automatisiert hat. Lediglich im Abwehrverbund offenbarten sich nach wie vor gröbere Schwächen. Weniger beim Debütanten Almer, der bei seinem „Ersten Mal“ seinen Mann stand. Und auch weniger auf der linken Seite, wo Christian Fuchs beherzt nach vorne agierte, sich defensiv phasenweise nicht ganz makellos präsentierte, im Grunde jedoch den positivsten Eindruck erweckte. Sein Pendant auf der rechten Abwehrseite hat mit der Leistung vom vergangenen Dienstag keine Zukunft im A-Team. Massig Alternativen hat Koller jedoch nicht. Der Austrianer Klein wünscht sich zwar einen Auslandtransfer, hat auf internationalem Parkett aber eher schlechte Karten. Ekrem Dag kommt bei Besiktas auf zu geringe Einsatzzeiten als das er eine rechtfertigbare Wahl wäre. Bliebe eigentlich nur noch György Garics, der erst vor kurzem nach einer langen Verletzungspause in die Abwehr Bolognas zurückkehrte. Abwarten wie die weiteren Wochen bis zur nächsten Kaderbekanntgabe für den unter Constantini Ausgebooteten verlaufen. Und zentral? Da stellt das Duo Prödl-Pogatetz nicht gerade das trickreichste der Fußballgeschichte dar. Stehen jedoch mit dem Basler Dragovic und dem Austrianer Ortlechner zwei souveräne back-ups zur Verfügung. Und erst gestern warf Markus Berger, Kapitän bei Academica Coimbra, den FC Porto aus dem portugiesischen Cupbewerb. Vielleicht also eine weitere Alternative für Marcel Koller. Berger spielt übrigens bereits seine fünfte Saison gegen Sporting, Benfica und den FC Porto.

tracklist #14: Antonello Venditti - Bomba o non Bomba

Freitag, 18. November 2011

Greek Haircut #3: Barry Hulshoff

Nicht nur dem griechischen Staat würde ein Kurzhaarschnitt besser stehen...es waren halt die wilden Siebziger...

Quelle: footballcardsuk.com

Montag, 14. November 2011

Die Sachlichkeit des Österreichers

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Für das ballestrische Stimmungsbarometer der Österreicher ist dies eine typische Euphorie-Hysterie-Kurve, welche binnen weniger Tage hin und her pendelt wie tausende Niederösterreicher jeden morgen nach Wien und wieder retour. Genau in diesen Stunden werden dank des Boulevard Millionen von Meinungen „gebildet“. Gratis Bildungszugang für alle! Anfängliche Skeptiker, selbst Peter Linden(!), wurden von der positiven Glückswelle um Marcel Koller überschwappt und drehten, wie ein Fähnlein im Wind, binnen weniger Wochen ihre Skepsis in anhaltenden bis tobende Euphorie, abhängig nach Medium. Und das obwohl der Zürcher noch kein einziges Spiel auf der Betreuerbank absolvierte. Die Messlatte für den Schweizer liegt nach Constantini und Brückner nicht gerade hoch. Und so reicht der profifußballfernen Gesellschaft branchenübliche Dienstreisen für Gespräche und Beobachtungen zum Ritterschlag. Dass mit Fritz Schmid ein Studierter am Bankerl sitzt, freut den Boulevard, komischerweise, auch. Ob das den Verkaufszahlen gut tut? Als „Spaziergänger“ oder „Trottel“ wird seitens des Öfb so schnell wohl keiner mehr benannt werden.

Zugegeben, auch ich bin ein Befürworter des Marcel Koller. Die ersten Eindrücke seiner Ägide waren durchwegs positiverer Natur. Dass der Schweizer aber bis dato für das internationale Geschäft innovative Maßnahmen präsentierte, ist jedoch auch nicht der Fall. Eher wird Versäumtes nachgeholt. Das ist natürlich Grund zur Hoffnung. Aber nicht für überschwängliche Euphorie. Dass er kein „Wunderwuzzi“ sei, hat er bereits mehrmals selbst betont. Die Erwartungen der Bevölkerung jedoch steigen durch überschwänglich positive Berichterstattung immer weiter. Und erreicht bald wieder jene Sphären, die den Teamchefs seit Prohaska die Luft zu atmen raubte. Bleibt eigentlich nur abzuwarten wie die Schlagzeilen von Mittwoch lauten werden. Dass Marcel Koller nämlich fallen gelassen wird wie ein heißer Erdapfel, oder ausgespuckt wie heiße Rösti, kann ihm leicht passieren.

Montag, 7. November 2011

Greek Haircut #2: Naim Sharifi

Nicht nur dem griechischen Staat würde ein Kurzhaarschnitt besser stehen...

Quelle: imscouting.com

Donnerstag, 3. November 2011

Nonstop nonsense

Vor kurzem noch als Vorzeigeformat für hiesige televisorische Fußballdiskussionsrunden gelobt, schoss sich der Doppelpass um Jörg Wontorra, einen Tag vor Halloween ein sattes Eigentor als die Gesprächspartner die Vorkommnisse im Zuge der Pokalbegegnung Dortmund-Dynamo Dresden, nicht mehr intensiv debattierten, sondern unisono mit einer Hexenjagd verwechselten. Dabei muss ich mich wohl besonders bei der Sportredaktion des Orf entschuldigen, schafften es deren Kollegen von Sport1, vormals Dsf, doch glatt, dass gleich fünf von fünf, kurz um, alle Diskussionsteilnehmer der selben Meinung waren. Womit selbstredend letztlich keine aussagekräftige Conclusio der gesamten Debatte herauskommen kann. Dass körperliche Auseinandersetzungen sehr wohl bekrittelt werden dürfen und sollen, ist das eine. Wenigstens der Herr von stern, war jedoch bemüßigt - immerhin - zweimal darauf hinzuweisen, dass Pyrotechnik und Randale zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Was die Gesprächsrunde aber nicht weiter interessierte. Dass mit Martin Kind, Geschäftsführer bei Hannover96, ein Redner ins Kempinski-Hotel geladen wurde, der in Deutschland als Fankritiker erster Güte verschrien ist, bewiesen schließlich auch seine Vorschläge, die Eintrittspreise massiv in die Höhe zu schrauben. Oder Auswärtsfans eben gar nicht mehr zu zulassen. Der Kollege vom stern disqualifizierte sich schließlich doch als er die allseits beliebte Englische Lösung in den Raum warf. Den genauen Wortlaut kann ich nicht mehr zitieren, subsumiert aber: Die haben keine Probleme mehr, dort ist alles eitel Wonne. Und die Stimmung in den Stadien ist auch prima. Wer’s glaubt… Dass die Dresdner mit ihren Fackelwürfen der Szene keinen Gefallen getan haben, sei natürlich erwähnt. Dafür steht die Bewegung freilich nicht. Dass Ultras - wie im Doppelpass felsenfest überzeugt thematisiert - jedoch den Umgang mit Böllern im Stadioninneren legalisieren wollen, zeigt, dass hier ein medial schwergewichtiges Organ Meinung machen möchte. Dass ich diesbezüglich meinen Hut einmal vor den Bayern ziehen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein kurzes Insert zeigte deren Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, der erklärte, dass der FCB positivere Erfahrungen gemacht hatte, indem man den Dialog suchte und nicht willkürlich mit der Repressionskeule knüppelte. In der Runde fand Rummenigges Zitat aber freilich wenig Resonanz.

Greek Haircut #1: Steffen Freund

Nicht nur dem griechischen Staat würde ein Kurzhaarschnitt besser stehen...

Quelle: 100schalkerjahre.de