Mittwoch, 29. Februar 2012

Glasgow Rangers könnten Lehman Brothers werden

Fußball droht Systemkrise

Wien - Die Insolvenz der Glasgow Rangers könnte die gleiche Signalwirkung haben wie die Pleite der US-Bank Lehman Brothers. Damit drohe dem Fußball eine ähnliche Systemkrise wie der Finanzwelt, glaubt Emmanuel Hembert, Sportbusiness-Experte bei A.T. Kearney. Wenn selbst Traditionsvereine wie der schottische Rekordmeister ihre Schulden nicht mehr in den Griff bekommen, gerate das System ins Wanken. „Die Glasgows Rangers sind das nächste prominente Beispiel für die mangelnde Nachhaltigkeit der europäischen Clubs beim Thema Finanzen“, ergänzt Jürgen Rothenbücher, Partner bei A.T. Kearney.

Der Verkauf von Spielern ist laut Experten der beste Weg, um Schulden abzubauen. Die Spieler stellen die wertvollsten Vermögenswerte eines Vereins dar. Allerdings hat die vergangene Transferperiode im Winter gezeigt, dass auch viele andere Fußballvereine nur noch über begrenzte Barreserven verfügen und sich mit Investitionen zurückhalten. „Wenn es zu einem Verfall der Assets - also der Spielerpreise - kommt“, erklärt Rothenbücher, „kann dies zu einem systemischen Kollaps des Fußballgeschäfts führen.“

Laut A.T. Kearney könnte zudem ein Teufelskreis entstehen, wenn sich Vereine durch verzögerte Transferzahlungen gegenseitig kein Geld mehr leihen und gleichzeitig Gläubiger ihre Ansprüche einfordern. „Dieser Vorgang weckt Erinnerungen an die Vorkommnisse in der Bankenwelt“, sagt Hembert.



Quelle: Der Standard von Mittwoch, 29. Februar 2012; Seite 30