Freitag, 23. Dezember 2011

Wegschalten, Gosch’n halten

Da demütigen die Fürther den großen Rivalen; noch dazu vor dessen eigenem Publikum. Mit Schlusspfiff sprintet die komplette Ersatzbank des Zweitligisten, inklusive Betreuerteam, zur Kurve und feiert mit den Fans. Kurze Zeit halten die Kameras auf die Szenerie. Zwischendurch werden in die Leere blickende Nürnberger Spieler gezeigt. Dann erblickt der Zuseher im Hintergrund unruhig agierende Supporter in der Nürnberger Kurve. Im selben Augenblick werden einem aber wieder Bilder der feiernden Fürther präsentiert. Kurz später noch einmal die enttäuschten Spieler der Heimmannschaft. Plötzlich rennen im Hintergrund maskierte Gestalten durch’s Bild. Wissende Zuseher erkennen auf Grund der Kameraeinstellung, dass die Meute Richtung Sektor der Gästefans in Bewegung ist. Dann zeigt Sky noch einmal kurz die freudigen Fürther und beendet die Übertragung abrupt.

Zeitgleich mit dem Frankenderby setzen sich die Bayern in der Nachspielzeit gegen den Zweitligisten aus Bochum durch. Nur während die Übertragung aus Nürnberg mit dem saloppen Hinweis, dass das Spiel zu Ende sei, prompt abgebrochen wird, wird auf dem Nachbarkanal weiter aus dem Ruhrstadion berichtet, eifrig Spieler interviewt, das gewohnte Prozedere eben.

Tags darauf ist von Nürnberger Fans im Innenraum des Stadions zu lesen. Schadhaft für das „Produkt“, die „Marke“. Doch könnte es Sky nicht gleichgültig sein, ob der FC Nürnberg durch solch Aktionen eigener Fans einen Imageschaden davon trägt oder nicht? Wohl wird dies Vorgabe beteiligter Vereine und Verbände sein. Was jedoch ein qualitatives Armutszeugnis für den Sportjournalismus ist, sich diesem Diktat zu beugen. Seit der Euro 2008 und kroatischer Bengalen aber auch hierzulande nicht ganz fremd…

Dienstag, 13. Dezember 2011

Back in Business…zumindest ein bisschen

Ungeschlagen reiste die Mannschaft von Roberto Mancini an die Stamford Bridge. Die mittwöchentliche Schmach, das frühe Aus in der Champions League, sollte bestmöglich ausgemerzt werden. So begannen die Citizens auch das Top-Spiel am Montagabend. Die Mannen von André Villas-Boas kämpfen indes um den Anschluss an die Tabellenspitze. Der Rückstand auf ManCity beträgt trotz des gestrigen Sieges immer noch sieben Punkte. Und auch Chelsea konnte heuer auf dem internationalen Parkett noch nicht überzeugen; der Aufstieg wurde erst durch einen Heimsieg über Valencia am letzten Spieltag fixiert. Da verfielen die Blues in alte taktische Schemata, standen tief und agierten aus einer halbwegs gut organisierten Defensive - wie unter Mourinho oder Ancelotti. Weil der Plan gegen die Spanier auf ging, gab Villas-Boas auch für das gestrige Spiel selbe Devise aus. Der Abwehrverbund stand tief in der eigenen Hälfte und versuchte spielerisch den Ball nach vorne zutragen. Mancini, wiederum, stellte sein Team darauf hervorragend ein und ließ ein extrem forsches Pressing spielen um die Hausherren schon in der Spieleröffnung zu stören und einen konstruktiven Aufbau zu verhindern. So sahen sich die Abwehrspieler der Londoner noch in der eigenen Spielhälfte phasenweise sieben Citizens gegenüber, die versuchten den Heimakteuren die Kugel abzuluchsen. Was auch sehr gut klappte. Die Außenverteidiger Bosingwa und Cole hatten ihre mühen Probleme und konnte auf Grund des gegnerischen Druckes offensiv so gut wie keine Akzente setzen. Zudem wirkte Chelsea im Spielaufbau ob der gegnerischen Omnipräsenz nervös; ungewohnt viele Abspielfehler und zahlreiche Ballverluste in Zweikämpfen waren die Folge. Dass die Citizens nach einer halben Stunde nicht bereits zwei, drei Tore Vorsprung hatten, war Glück für die Blues. City nutzte Chelseas Defensivfehler gnadenlos, schaltete überfallsartig von Rückwärts- auf Vorwärtsbewegung um und kreierte so zahlreiche Tormöglichkeiten. Aus heiterem Himmel gelang Meireles jedoch glücklich der Ausgleich, nach einer tollen Einzelaktion von Sturridge, der aufmerksam den Ball in den Rückraum spielte, wo der Portugiese, verlassen von Yaya Touré - der bis dato eine engagierte Leistung bot - einschussbereit stand. Bis auf einen Drogba-Schuss, kurz zuvor, war Chelsea offensiv jedenfalls nicht präsent. Sturridge und Mata waren im Angriffsspiel der Blues zwar die Aktivposten, erschienen verglichen mit ihren Pendants Yaya Touré, Milner und allen voran David Silva blass. Besonders der Spanier fiel durch quirlige Dribblings und direktes Passspiel positiv auf und assistierte Balotelli so auch zum 0:1.

Chelsea kam wacher aus der Kabine. Und taktisch umgestellt. Villas-Boas kehrte zu seiner bevorzugten Spielweise zurück und ließ seine Abwehrlinie höher stehen um das Spielgeschehen vom eigenen Tor in die Hälfte der Gäste zu verlagern. Durch die geringeren Distanzen der Positionen zueinander nahm nun auch das Kurzpassspiel der Londoner Fahrt auf. Die Rollen im zweiten Durchgang waren konträr zur ersten Hälfte. Mancinis Elf trat offensiv nun so gut wie nicht in Erscheinung, stand nun tiefer und formierte mit zwei sich verschiebenden Viererketten ein massives Bollwerk im Zentrum vor dem eigenen Kasten. Zwingende Torchancen konnte das Offensivtrio Mata-Sturridge-Meireles für die Hausherren so nicht generieren, die Außenverteidiger Cole und Bosingwa konnten sich nun aber häufiger ins Angriffsspiel einschalten und zusätzlich für Druck sorgen. Clichys tölpelhafter Platzverweis zwang die Gäste umso mehr in das defensive Korsette. Mancini stellte in der Folge leicht um, nahm den glücklosen Agüero vom Feld und formierte mit Kolo Touré seine Viererkette neu. So wurde einmal mehr klar, wenn City eine verwundbare Stelle hat, ist dies die Abwehr. In den letzten sieben Ligabegegnungen kassierte Roberto Mancinis Team stets mindestens ein Tor. Lediglich der Belgier Kompany erwies sich gestern als Fels in der Brandung und strahlte zunehmend Sicherheit aus. Das Remis hätte den Blues nicht wirklich geholfen, einen nicht unumstrittenen Elfmeter verwandelte der eingewechselte Lampard jedoch kurz vor dem Schlusspfiff zum nicht unverdienten Sieg. Und mit seinem wappenküssenden Torjubel nahm er wohl auch allen Wechselgerüchten den Wind aus den Segeln.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Weitere Endspiele

Im Fernduell bekämpfen sich heute Abend Olympique Lyon, auswärts bei Dinamo Zagreb, und Ajax Amsterdam, im Heimspiel gegen Real Madrid, um den zweiten Platz in Gruppe D um noch hinter den königlichen Madrilenen in das Achtelfinale der Champions League einzuziehen. Der Mannschaft von Rémi Garde reicht heute nur ein Kantersieg in der kroatischen Hauptstadt. Außerdem muss Real die AmsterdamArenA einnehmen und ebenfalls einen Sieg feiern. Je höher dieser ausfällt, desto besser für Lyon. OL muss auf Ajax nämlich deren sieben Tore aufholen, da beide Duelle mit dem niederländischen Rekordmeister jeweils in Nullnummern endeten. All zu große Erwartungen sollten die Franzosen jedoch nicht hegen, wird der Fokus für die bereits fix für das Achtelfinale qualifizierten Madrilenen wohl auf den am Samstag stattfindenden Clasico liegen. Zumal Pep Guardiola gestern im sportlich wertlosen Spiel gegen Borisov krasse vierzehn Änderungen in seinem Kader vornahm und Stars wie Messi, Xavi und Iniesta einen freien Tag gönnte. Andererseits möchte der ehrgeizige Jose Mourinho seine bislang blütenweise Weste sicherlich nicht mit einer Niederlage beflecken. Ein Unentschieden würde den Niederländern aber auch schon genügen. Weiters fallen bei OL Bastos, Vercourte und Tafer aus. Ein Sieg sollte für die Equipe von Rémi Garde zwar durchaus drinnen sein, Dinamo wird sich aber mit aller Härte aus dem diesjährigen Europacup und von seinem Publikum verabschieden wollen und endlich die ersten Punkte fixieren. Ein frühzeitiges Ausscheiden in der Gruppenphase wäre für die Gons seit der Saison 2002/03 eine Premiere und würde den auf Grund des verpatzten Saisonstarts bereits angezählten Trainer Garde einen weiteren Nackenschlag verpassen. Dieser betonte gegenüber der Zeitung Equipe allerdings, trotz aller negativen Voraussetzungen im Stadion Maksimir gewinnen zu wollen, da es auch bei einem eventuellen Ausscheiden für die Ligaleistung wichtig wäre die Dynamik der zuletzt zwei aufeinanderfolgenden Siege über Toulouse und Auxerre aufrechtzuerhalten.

Ein weiteres klangvolles Fernduell am heutigen Champions-League-Abend lautet ManCity gegen Napoli. In Gruppe B duellieren sich die europäischen Leichtgewichte Lille und Trabzonspor um den Aufstiegsplatz neben Inter Mailand. Die Moskowiter von ZSKA könnte aber zum lachenden Dritten avancieren, spielen Franzosen und Türken remis. Am St. Jakobs Park herrscht unterdessen schon seit Tagen gewaltige Euphorie, da das heutige Duell gegen Kaliber Manchester United ein Endspiel darstellt und sich der Schweizer Meister auf Grund des heroischen 3:3 von Old Trafford berechtigter Weise Hoffnungen macht.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Endspiel im Dezember

Zum Zünglein an der Waage könnte die Mannschaft von Mario Been avancieren. Kampflos möchte sich der belgische Meister heute Abend gewiss nicht aus dem Europacup verabschieden. Zumal gegen Valencia und Chelsea auf heimischem Terrain sogar remisiert werden konnte. Robin Dutts Mannen seien jedenfalls gewarnt, auch wenn es für die Limburger in den letzten drei Partien eins mächtig auf die Mütze gab und elf Trümmer kassiert wurden. Die Werkself ist mittlerweile seit 1. November ungeschlagen. Einen Bärenanteil an dieser Serie hat sicherlich der Schweizer Eren Derdiyok, der in den drei Begegnungen gegen Chelsea, Hertha und Hoffenheim fünf Treffer markierte. Eindrucksvoll natürlich der Hattrick im Berliner Olympiastadion, der die Bayer-Elf zwischenzeitlich sogar auf die Siegerstraße brachte. Ein Sieg ist für die Rheinländer ob des momentanen ersten Ranges dennoch Pflicht; bei einer Niederlage und einem Remis im Parallelspiel wäre die Werkself nämlich aus dem Bewerb. Dass sich Chelsea in dieser Gruppe E gar so schwer tun und erst am letzten Spieltag die Entscheidung fallen würde, konnte nicht erwartet werden. Die offensive Philosophie von André Villas-Boas, der seit diesem Sommer das Traineramt an der Stamford Bridge bekleidet, konnten die Spieler bislang noch nicht vollends verinnerlichen. Wie schon beim FC Porto legt AVB Wert auf eine sehr moderne, attraktive Spielweise. Das größte Manko bisher ist jedoch die hochstehende Abwehrkette, welche gegnerischen Angreifern viel Platz ermöglicht um Geschwindigkeit aufzunehmen und Pässe in die Nahtstellen in gefährliche Tormöglichkeiten umzumünzen. Ein Fakt, den Valencias Coach Unai Emery heute sicherlich bedenkt und wofür er mit Roberto Soldado den perfekten Stürmer für eine solche Spielweise am Blankett stehen hat.

Bis zur Torlinie und nicht weiter

Selbst den Zeitungen dürfte die Lust vergangen sein zu betonen, dass Peter Schöttel im x-ten Spiel die x-te verschiedene Startformation ins Rennen um Punkte schickte. Wenn auch in Kapfenberg wieder mit etlichen Personalien jongliert wurde, das taktische Grundkonzept dürfte der Rekordrapidler nach gut der Hälfte der Meisterschaft gefunden haben. Dass Rapid ohne Europacupbelastung gegen den Stadtrivalen, Meister oder Krösus aus Salzburg die Nase schon zu Beginn der Saison vorne haben wird, hofften viele. Der Trainerwechsel und sicherlich auch wieder der ein oder andere Spielerverkauf fielen jedoch schwerer ins Gewicht als anfangs vermutet. Aus der Krise dürften sich die Grün-Weißen mittlerweile gekämpft haben, wenn sie überhaupt jemals dort waren. Auch in den Anfangsmonaten Schöttels Vorgänger Pacult und Hickersberger überzeugte Rapid nicht gerade mit meisterlichen Leistungen. Und gefeit von Krankheit und Verletzung waren die Hütteldorfer im Herbst auch nicht gerade. Diesmal erlag Außenstürmer Christopher Trimmel und Außenverteidiger Michael Schimpelsberger der Grippe.

Weil Christopher Drazan eine Sperre absaß, musste Schöttel die komplette Flügelzange wechseln; die Ersatzmänner Burgstaller und Alar hegten in den Anfangsminuten große Erwartungen, dass der - einer von vielen - Tabellenführer das Schlusslicht förmlich fressen würde. Neo-Trainer Thomas von Heesen rotierte gegenüber der 0:6-Pleite vom letzten Wochenende aber im großen Stil und ließ nur drei Spieler auf deren Position. Der Trainerwechsel und die angesprochene Niederlage sollten bei den Kapfenbergern Kräfte freisetzen, um sich gegen den Abstieg weiter zu wehren. Weiters ersetzte im Hütteldorfer Mittelfeld der wieder einmal aufopferungsvoll kämpfende Kulovits den ebenfalls gesperrten Finnen Heikkinen.

Insgesamt war das Spiel von einem ansehnlichen Tempo geprägt, wobei sich der Tabellenletzte nicht versteckte und dank einer schwammigen Rapid-Defensive durch Tieber und Gregoritsch im ersten Durchgang zu zwei hoffnungsvollen Schussmöglichkeiten kam. Ersterer schloss jedoch zu hektisch ab, gegen Zweiteren konnte Königshofer aus kurzer Distanz toll parieren. Die rechte Abwehrseite war auf Grund des offensiv agierenden Thonhofer etwas löchrig; zudem strahlte Sonnleitner bei mehreren Duellen nicht sehr viel Sicherheit aus. Wegen einer Gesichtsverletzung musste Hofmann bereits früh vom Feld und wurde von Gartler ersetzt, der kurz vor dem Pausenpfiff alleine auf Schlussmann Wolf zu lief, jedoch im Abschluss zu locker agierte. Ein Schuss von der Strafraumgrenze von Prager und ein Stangelpass von Burgstaller stellten weitere nennenswerte Offensivmomente der Wiener dar, strahlten aber nur bedingt Gefahr aus. Dass Hofmann schon früh aus dem Spiel genommen wurde, tat der Hütteldorfer Kreativität einen jehen Abbruch, zumal Burgstaller nach wie vor über die Flanken agierte - und mit Alar immer wieder rouchierte - und Gartler im Zentrum nur gelegentlich spielerische Akzente setzten konnte.

Im zweiten Durchgang bemühten sich die Gäste aus Wien den direkteren Abschluss zu suchen, was zahlreiche Chancen belegen. Lediglich die Effizienz im Verwerten der Möglichkeiten bleibt zu bekritteln, was jedoch bereits seit Monaten ein Problem des Rekordmeisters darstellt. Kapfenberg stand nun tief und konnte nur noch einen einzigen Entlastungsangriff in der zweiten Spielzeit setzen, Elsnegs Schuss konnte aber vom tadellosen, aber unterbeschäftigten Königshofer entschärft werden. Prager interpretierte im zweiten Durchgang die Rolle als Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive nicht schlecht und tauchte sogar mehrmals im gegnerischen Strafraum auf. Zudem orientierte sich Alar durch Soli immer wieder in das Spielfeldzentrum und riss so Räume für den aufrückenden Thonhofer auf. Überhaupt agierten beide Außenverteidiger ungewohnt offensiv. Dass Salihis vergebener Sitzer knapp vor Schluss der peinliche Gipfel der Inneffizienz ist, muss wohl nicht weiter erläutert werden. Das spielerische Attribut war bei den Gästen trotz des Ausfalls der kompletten Stammbesetzung im offensiven Mittelfeld vorhanden. Dass in den Schlussminuten hauptsächlich nur noch mit hohen Bällen operiert wurde, der lange Nuhiu jedoch zwanzig Minuten zuvor von Trainer Schöttel zum Duschen geschickt wurde, ist nicht ganz nachvollziehbar. Dass am Samstagabend aber auch die restlichen drei Tabellenführer nicht über ein Remis hinauskamen, lässt die Hütteldorfer trotz dieses Unentschiedens weiterhoffen, um an der Tabellenspitze überwintern zu können.