Donnerstag, 28. Juli 2011

Von Alberta bis Ontario

Vier Jahre ist es her als die junge österreichische Équipe in Kanada mit dem Halbfinaleinzug bei der U20-Weltmeisterschaft für Furore sorgte. Und wieder einmal ahnte der österreichische Übermut unseren Fußball in der Stratosphäre des terrestrischen Fußballs angekommen. Mit Junuzovic, Harnik, Hoffer, Kavlak, Okotie und Prödl gelang in der Folge aber nur einer handvoll des 21-Mann-Kaders den Sprung zu einer halbwegs ansehnlichen Karriere. Und Trainer Gludovatz. Der betreut seitdem ziemlich erfolgreich die Rieder Mannschaft. Zwar konnten im kanadischen Sommer von damals heutige Superstars in den Schatten gestellt werden, die Welt drehte sich aber weiter. Und so spielt ein Kun Agüero (eh damals auch schon bei Atlético Madrid) heute bei Man City, ein Ángel di Maria bei Real, ein Pato bei Milan und ist ein Juan Mata „richtiger“ Weltmeister. Natürlich sind das nur die Ausreißer nach oben.

Die Erwartungen eines „richtigen“ Weltmeistertitels hatte in unserem Land aber sowieso nur einst Frank Stronach (keine Ahnung, ob er sie vielleicht nicht eh noch hat). Da erscheint der „kleine“ Titel gar nicht so unfern. Wobei man erwähnen muss, dass auch dazu eine Menge Glück gehört. Zum Beispiel, dass Brasiliens Wunderkind Neymar solch Attribute besitzt, dass er bereits in der „großen“ Selecao tänzelt - oder es zumindest versucht. Was Österreichs Chancen auf einen Erfolg gegen die Kicker vom Zuckerhut bestimmt nicht schmälert - wobei die wohl auch mit einer spontanen Strandkickerelf noch in der Favoritenrolle wären. Die stetige Nachwuchsarbeit trägt aber erkennbare Früchte: Seit 2003 dreimaliger Halbfinalist bei Euro-Nachwuchsendrunden und eben jener vierte Platz in Kanada. Alles schon damals Merkmale für die heutige Legionärsschwemme österreichischer Spieler in Europa, die ein noch nie dagewesenes Ausmaß annimmt.

Was sich heute wiederum schon in der U20-Nationalmannschaft verdeutlicht. Denn mit Alaba (Bayern), Aschauer, Holzhauser, Stöger (alle Stuttgart), Djuricin (Hertha Berlin), Dragovic (Basel), Gucher (früher Genoa, Frosinone), Janeczek (Gladbach), Tobias Kainz (Heerenveen), Mitrovic (Emmen, Heerenveen), Radlinger (Hannover), Schimpelsberger (früher Twente) und Weimann (Aston Villa, Watford) befinden sich gleich dreizehn Spieler im erweiterten Kader, die im Ausland spielen oder zumindest dort ausgebildet wurden. Europacupheld Andi Heraf steht das Quartette Alaba, Dragovic, Holzhauser und Janeczek jedoch nicht zur Verfügung. Darüber hinaus befinden sich mit den Mattersburgern Farkas und Rath, den Riedern Zulj und Ziegl, dem Austrianer Dilaver, Klem von Sturm sowie den Dosenkickern Offenbacher und Teigl aber weitere acht Junioren mit heimischer Bundesligaerfahrung im Kader der einstigen Löwenmähne. Zudem könnte von Vorteil werden, dass unser Team, wie im Fußball üblich, eh nur milde belächelt wird. Diese entgegengebrachte Überheblichkeit (vielleicht aber auch nur saumäßige Recherche) schlägt sich nieder, wenn im offiziellen Magazin zur U20-Weltmeisterschaft ein Kaderfoto der Bayern München Amateure anstelle unseres Kaders gedruckt ist.

Wie weit unser Team diesmal kommt wird sich weisen. Im Backofen Cartagena geht es in der Nacht von Freitag auf Samstag (0.30 Uhr) gegen Panama los. Ägypten und eben Brasilien die weiteren Gegner. Ein Gruppensieg wäre ratsam, würde im Achtelfinale ein Gegner aus dem Quartett Kroatien, Saudi-Arabien, Nigeria, Guatemala warten. Ansonsten würde Argentinien, Mexiko, England oder Nordkorea drohen. Für einen Teil unserer Reisegruppe heißt’s aber vorerst mal Montezumas Rache besiegen…

Mittwoch, 27. Juli 2011

tracklist #6: The Specials - A Message To You Rudy

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Und: Keine Antwort ist auch eine Antwort. So die momentane Vorgehensweise des Block West. Auch der Ballesterer hat dies in seiner Eingangskolumne erkannt. „Creating problems in town“. Zumindest in dieser Causa hat der Präsident höchst populistisch gehandelt. Insofern ist auch das Schweigen „A Massage to you Rudy Rudi“.

Dienstag, 26. Juli 2011

Ein medialer Keil?

„Selbstüberschätzend“ bezeichnet Bernhard Hanisch in seiner Kurier-Kolumne den passiven Widerstand der Rapid-Anhängerschaft. Und durchaus abwertend wird medienübergreifend von „der vereinten Fanszene“ geschrieben, die mit der Initiative „United we stand“ den von Stadionverbot Bedrohten Unterstützung bietet - finanzielle wie rechtliche. Erpresst soll der Verein von jenen werden, die plötzlich stumm sind. Dass sich die Kurve mit den von Rapid gesetzten Maßnahmen nach dem Platzsturm nicht einverstanden zeigt, mag in der Öffentlichkeit nicht hingenommen werden. „Wer Scheiße baut, soll auch die Konsequenzen tragen.“ Bis zu einem gewissen Grad ist dies wohl nicht von der Hand zu weisen und wohl selbst die griechischsten, bürgerkriegsfanatischsten Platzstürmer werden dem konform zustimmen. Dass der von Rapid veröffentlichte Katalog aber an eine Auflistung populistischer Aktionen erinnert, um der breiten Öffentlichkeit das zu geben, wonach sie ruft, wird medial nur in ausgewählten Fachzeitschriften thematisiert. Weshalb diese stille Unmutsäußerung weiters als Erpressung interpretiert wird, entsinnt sich mir jeglicher logischer Denkweise. Nach dem Platzsturm wurde öffentlich mit sinnvolleren Möglichkeiten des Protests argumentiert, dass man sich das ganze Trara hätte sparen können, beispielsweise durch einen Stimmungsboykott. Jetzt wo die Fanszene auf einem höheren Niveau agiert, wird aber genauso wenig auf die „Gegenpartei“ eingegangen und weiter medial gemotzt. Erpressung wird der Westtribüne vorgeworfen. Nur ist es nicht ihr gutes Recht, ihre Sichtweise der Dinge öffentlich zu unterstreichen? Ich denke nicht, dass es seitens des Block West um eine Machtdemonstration geht, sondern einfach darum, den sinnvollen Dialog, der jahrelang praktiziert wurde, weiterhin aufrecht zu erhalten - oder zumindest wieder aufzunehmen, denn „ewig wird man das Fernbleiben des verletzten 12. Mannes auch nicht verkraften können.“

Montag, 25. Juli 2011

Josef Hickersberger: „Ruhe noch nicht gefunden“

Hickersberger erzählt der „Presse am Sonntag“, warum er sich für Abu Dhabi entschieden hat, was im Fußballstadion los ist, wenn ein Ferrari verlost wird, und dass er immer noch auf der Suche ist.


Was treibt einen Fußballtrainer dazu, immer wieder im arabischen Raum zu arbeiten?

Josef Hickersberger: An erster Stelle steht das Geldverdienen. In dieser Region kann man ein Vielfaches von dem, das in Österreich möglich ist, verdienen. Und ich brauche dort keine Steuern zu bezahlen. Es gibt viele Vorurteile, die Vereinigten Arabischen Emirate bieten nicht nur Wüste und Hitze. Man kann dort gut leben, die Großstädte bieten jeglichen Komfort und Luxus. Es ist vielleicht nicht zu jeder Jahreszeit für uns Europäer angenehm dort; im Sommer wird es unerträglich heiß. Aber ansonsten ist das Klima wunderbar. Ich möchte mit den Kollegen in Österreich nicht tauschen. Und ich brauche nie Schnee zu schaufeln, bei Wind, Wetter, Eis und Schnee auf dem Platz stehen– oder Ketten montieren.

Sie haben nie bereut, nach der Fußball-EM in der Schweiz und in Österreich wieder in die Wüste geflohen zu sein?

Ich bin nicht geflohen, ich habe mir das selbst so ausgesucht. Abu Dhabi bietet alles, man kann sich dort wirklich wohlfühlen. Geld ist dort in einem Ausmaß vorhanden, das kann man sich gar nicht vorstellen. Das Problem ist nur, dass man zu Übertreibungen neigt. Ich denke nur an die Skihalle oder an Eislaufplätze in Einkaufszentren.

Wie spielt sich Ihr Leben abseits des Fußballs ab?

Man muss sich in so einem Land schon beschäftigen können. Kultur wird im Vergleich zu Österreich kleingeschrieben. Es gibt keine Oper, kein Theater. Nur hin und wieder Ausstellungen im Emirates Palace. Ich spiele Golf, lese viel, halte mich dank Internet auf dem Laufenden. Einfältige Menschen könnten da schon einen Kollaps bekommen. In Wahrheit ist man auf sich allein gestellt, und man muss sich anpassen können. Auch als Trainer. Andere Länder, andere Sitten. Das endet bei den Trainingszeiten. Es gilt Gebetszeiten oder den Fastenmonat zu respektieren. Man muss sich mit Sitten und Bräuchen beschäftigen, auch mit dem Glauben hier. Ich selbst bin zwar getauft und in Mariazell gefirmt, aber ich bin kein praktizierender Christ, ich bin eher Atheist. Aber bei mir genießt jeder große Bewunderung, der glauben kann.

Inwieweit hat der Arabische Frühling die Region verändert?

In Abu Dhabi ist alles ruhig und sicher. Aber ich bin froh, dass ich nicht mehr in Bahrain oder in einem anderen Land arbeite.

Ist Abu Dhabi eine Art goldener Käfig?

Wenn man so will, dann ist es ein goldener Käfig. Aber wie gesagt, ich bin nicht aus Österreich geflüchtet. Ich wollte Teamchef bei der EURO 2008 sein. Weil ich geglaubt habe, dass wir uns für das Viertelfinale qualifizieren können. Ich habe fest daran geglaubt, und ich habe nachher beim ÖFB keine Perspektive mehr gesehen. Meine Ära in Österreich war allerdings kein Irrtum. Nur hätte es für längere Zeit keinen Sinn gehabt. Ich habe keine Chance auf eine erfolgreiche Qualifikation gesehen. Weder für eine WM, noch für eine EM. Das hat sich leider bisher auch bestätigt. Also habe ich die Variante der Altersvorsorge gewählt. Es war die richtige Entscheidung, noch einmal in den arabischen Raum zu gehen.

Als was sehen Sie sich dort? Als eine Art Fußballmissionar?

Auch nicht. Diese Länder dort machen Fortschritte. Aber das funktioniert im Fußball nicht so schnell. Zumindest nicht so schnell, wie sich die Scheichs das erwarten. Dabei unternehmen sie größte Anstrengungen. Viele Stars hat man bereits geholt, auch ein Pep Guardiola (Anm.: derzeit Barcelona-Trainer)war schon in der Wüste. Und jetzt kommt ein Diego Maradona als Trainer. Auf diesen Auftritt bin ich schon gespannt. Ich vermute, dass er auch eine fantastische Mannschaft zur Verfügung gestellt bekommt.

Ihr Verein, Al-Wahda, muss hingegen ein wenig sparen...

Das Trainingslager in Österreich wurde gestrichen. Man muss das anders sehen: Mein Urlaub verlängert sich. Wir werden um den Titel nicht mitspielen können. Obwohl einheimische Spieler gut verdienen können. Bis zu 400.000 Euro netto. Aber wir mussten den Kader reduzieren, um Kosten zu sparen.

Von der damaligen Fußballnationalmannschaft Österreichs ist heute nichts mehr übrig geblieben. Schmerzt das?

Nein, überhaupt nicht. Die EURO war trotzdem ein Erfolg, die beste Werbung für österreichische Spieler.

Die Fußball-WM 2022 wird in Katar ausgetragen. Ein Fehler?

Das bedeutet für Katar einen riesigen Imagegewinn. Wer kennt denn Katar in Europa wirklich? Das wird für dieses kleine Land eine einmalige Chance, man kann sich nachhaltig der Welt präsentieren. Ich bin davon überzeugt, es wird eine großartige WM dort. In den Stadien sehe ich keine Probleme – aber man kann eben nicht das ganze Land klimatisieren. Für die Fans wird das nicht einfach.

Sie verteidigen also die Entscheidung, dass die Fifa die WM an so ein Land vergeben bzw. verkauft hat?

Zu den Begleitumständen kann ich nichts Konkretes sagen. Das ist Sache der Fifa.

Operieren die Scheichs im Fußball so ähnlich wie Red Bull? Gibt es da überhaupt noch Unterschiede?

Also Didi Mateschitz hat da sicher mehr Sachverstand. Was im arabischen Raum fehlt, das ist die Geduld. Man hat zu wenig Erfahrung. Darum wechselt man Trainer und Spieler wie die Socken. Darum bin ich dabei, unsere Lage im Verein auch klar darzulegen. Denn die kommende Saison wird schwierig. Topfavorit ist und bleibt Al-Jazira Club. Und dann kommt Al-Wasl mit Diego Maradona. Und wir haben einen neuen Präsidenten, da weiß man nie, was passiert. Wir müssen das Saisonziel neu definieren. Am 1.August ist Trainingsbeginn, am 10.September findet das Supercup-Finale statt, dann wissen wir mehr.

Interessiert der Fußball die Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten überhaupt?

Die Spitzenklubs haben schon 20.000 Zuschauer. Vor allem dann, wenn in der Pause ein Ferrari verlost wird. In diesem Raum gibt es nur Autofreaks. Nachwuchsprobleme gibt es im Fußball keine, es herrscht reger Zulauf. Vor allem aus ärmeren Familien kommen viele junge Spieler. So hoffen, ihren sozialen Status verbessern zu können.

War an den Gerüchten, Sie könnten nach Österreich zurückkehren, etwas dran?

Es hat nur ein Gespräch mit Rapid gegeben. Das war's. Jetzt ist mein Sohn Tommy in Hütteldorf Assistenztrainer. Ich hoffe, Rapid hat bald wieder Erfolg.

Liegt Ihnen Rapid näher als die Austria?

Ja, Grün-Weiß liegt mir mehr am Herzen. Außerdem bin ich einmal draufgekommen, dass die Austria zwischen 1970 und 1972 meine Pensionsbeiträge nicht bezahlt hat. Das geht natürlich gar nicht...

Ihre schönsten Erinnerungen im Fußball?

Die WM 1978 in Argentinien gehört sicher dazu – aber nicht wegen Córdoba. Das können wir doch alle nicht mehr hören. Oder die WM in Italien 1990 als Trainer, der Meistertitel mit Rapid, die Auftritte in der Champions League. Oder das deutsche Pokalfinale. Ein unglaubliches Erlebnis war die EURO 2008, das war Gänsehaut pur. Allein wegen der Begeisterung war es das wert. Wobei die Jahre davor wirklich nicht einfach waren. Und ich würde aus heutiger Sicht wieder alles genauso machen, würde nichts ändern.

Weil Sie ein ständiger Suchender sind?

Wo komme ich denn in Österreich hin? Nach Innsbruck, Graz und Ried. Und wenn ich Glück habe, dann darf man im Europacup reisen. Bei meinem Verein Al-Wahda bin ich privilegiert. Ich war in Petra, Damaskus, Taschkent und Papua-Neuguinea. Da geht's ab mit dem Royal Jet. Ich profitiere also auch persönlich. Ich habe Sachen erlebt, die kennen andere höchstens vom Hörensagen.

So wirklich sesshaft sind Sie bisher noch nirgends geworden.

Ich habe meine Ruhe noch nicht gefunden. Ja, ich bin unsesshaft.

Privat auch, oder?

Ich bin nicht geschieden. Ich lebe derzeit von meiner Frau getrennt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Naht die Scheidung?

Ich lasse mich nicht scheiden.


Quelle: Presse am Sonntag von Sonntag, 24. Juli 2011; Seite 48

Samstag, 23. Juli 2011

tracklist #5: Madness - Baggy Trousers

Egal ob im sommerlich warmen Sofia, dem windigen Birmingham oder dem stoned Amsterdam. Das praktikable Kleidungsstück für den erprobten Auswärtsfahrer. Und modisch obendrein. Verschiedenste Formen, in beige, camouflage oder schwarz. Zum Verstauen des Zigarettenpackerl, dem Bier, des Weed oder des Bengalen.
A tribute to the baggy trousers!

Dienstag, 19. Juli 2011

Das moderne Geschlecht

Milde belächelt wurde der Damenfußball vor der Weltmeisterschaft. Milde belächelt wird er wohl auch noch die nächste Zeit bleiben. Aber nicht nur an den Einschaltquoten im deutschen Fernsehen ist abzulesen, dass diese Endrunde dem Kick vom anderen Ufer eine noch nie dagewesene Initialzündung geben wird. Besonders im deutschsprachigen Raum. Dass der Trend an unserer Republik gänzlich vorbeigeht und Euphorie und gleichzeitig Chancen nur nördlich der Alpen wahrgenommen werden, hat einerseits mit dem Strukturvorsprung der Deutschen zu tun, andererseits fehlt hierzulande aber auch der nötige Weitblick, was an der mangelnden TV-Präsenz belegbar ist und nicht nur den Fußball betrifft, sondern auch andere Klassiker der Sportwelt wie die Tour de France oder Wimbledon, die Herrn und Frau Österreicher von nationalen Sendeanstalten vorenthalten werden.

Dass der „weibliche“ Fußball einen rasanten Aufstieg erlebt, sollte sich nun dank ARD und ZDF auch mittlerweile bei uns herumgesprochen haben. Der Kometenflug der Damen maßt allerdings Vermutung an, dass die Weibchen in gewissen Dingen der männlichen Gegenwart doch voraus sind und möglicherweise das Zukunftsbild des „männlichen“ Fußballs uns schon heute zeigen. Vielleicht nicht das Spiel selbst, obwohl sich die Herren der Schöpfung gern ein Scheibchen abschneiden könnten, zumindest an der Übersteigerquote. Technisch zeigten die Mädels eine feine Klinge. Und taktisch bewiesen sich vor allem die Weltmeisterinnen ihrer Konkurrenz überlegen, defensiv hervorragend verschoben, im Spielaufbau ein flottes und direktes Kurzpassspiel.

Was beim Mädelsfußball aber noch klarer wurde, war die Vision vom „Modernen Fußball“, nicht auf taktischer Ebene wie ihn heute Pep Guardiola interpretiert, sondern gänzlich auf der monetären Ebene nach Sepp Blatter. Das Spiel als Familienfest (um Gottes Willen, nicht dass mir jetzt jemand denkt, ich möchte keine Familien im Stadion haben; nur oftmals versucht man das eingesäßene Klientel aus der Arbeiterschicht durch eben jene finanzstärkere Mittelschicht zu ersetzen), der Sport als abwechselndes Freizeitvergnügen, vergleichbar mit einem Kino- oder Theaterbesuch, einhergehend mit kompletten Sitzplatzstadien, die aber seit dem Taylor Report in England und dem Kopieren der allwissenden „Englischen Lösung“ auch auf den Rest des Kontinents eh schon längst übergeschwappt ist. Alkoholfreies Bier, keine Fahnen, keine Choreos. Kein Lärm, keine Stimmung.

The Future is now!

Mittwoch, 13. Juli 2011

Sängerknaben in Kurvenlage #2: A.S. Roma

„Siamo tutti parrucchieri“. „Wir sind alle Friseure“. Dieses Spruchband präsentieren Romanisti beim Auswärtsspiel am 9. April 2001 bei der Fiorentina. Grund: Das Spiel findet an einem Montag Werktag statt. Anstosszeit: 15 Uhr. Dennoch bringt die Roma 7.000 bis 8.000 tifosi mit.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Polens Autobahn-Pläne für die EURO gescheitert

Ein kleiner Zusatz zu „‘Scheiß EM 20082012!‘?“ aus dem Wirtschaftblatt von Mittwoch, 06. Juli 2011.

Warschau. Im Februar 2008 hatte Premier Donald Tusk versprochen, bis zur Fußball-EM 2012 würden 900 Kilometer Autobahnen und 2400 Kilometer Schnellstraßen fertig gestellt werden.

Von Tusks ehrgeizigen Plänen sind bereits 200 Kilometer Autobahn und fast die Hälfte der Schnellstraßen gestrichen. Wie ein geheim gehaltener Bericht der Straßen-Generaldirektion GDDKiA jetzt enthüllt, wird auch vom Rest die Hälfte nicht bis Juni 2012 fertig sein. Betroffen sind alle vier großen Achsen: Auf der A2 Richtung Berlin wurde der chinesische Auftragnehmer Covec gekündigt. Die französische Eurovia, die für die Chinesen einspringen will, verlangt das Doppelte.

Auf der Nord-Süd-Verbindung A1 gibt es einen Streit mit der irischen SRB Civil Engineering. Auf der A4 von Krakau Richtung Ukraine wurde das polnisch-mazedonische Konsortium geschasst. Für einen Abschnitt der Schnellstraße S8 von Breslau nach Warschau gibt es noch immer keine Baubewilligung.

Experten führen die Probleme auf zu niedrige Angebote der Firmen, aber auch auf mangelhafte Ausschreibungen zurück.



Quelle: Wirtschaftblatt von Mittwoch, 06. Juli 2011; Seite 9