Mittwoch, 7. November 2012

Die Sommerpause ist vorbei




Zugegeben sie ist es schon etwas länger. Ein praller Terminkalender ließ mich aber nicht eher an einen Blogeintrag denken.

Seither ist viel passiert. Österreich konnte die Türkei nach Dekaden wieder einmal besiegen. Zwar nur in einem freundschaftlichen Vergleich und durch Tore in der Anfangsphase - das übrige Match war durchschnittlich -, schließlich steht aber das 2:0. Eine Topleistung gegen unsere teutonischen Nachbarn wurde durch die Nullnummer von Astana zunichte gemacht. Die entscheidenden Duelle kommen aber noch gegen die Schweden und Iren. Dass die Schweden ein ganz harter Brocken sind, wusste Hans Huber schon 1997. In Berlin 2012 stellten die Wikinger dies erneut unter Beweis. Der heroisch erkämpfte Punkt könnte schließlich zum Zünglein an der Waage werden.

Was geschah noch? Die Salzburger Bullen haben, oh Wunder, einen neuen Trainer. Mit Roger Schmidt holte Didi Mateschitz einen vergleichsweise unerfahrenen Trainer. Und prompt stand dieser nach dem blamablen Ausscheiden im Europacup gegen Düdelingen in der Kritik. Aber immerhin, besser eine schlechte Publicity als gar keine Publicity. In Europas Gazetten war vom Abschneiden der Salzburger zu lesen.

In Hütteldorf machten es alle Beteiligten ein wenig besser. Da wurde immerhin die Gruppenphase der Europa League erreicht. Ganz schön sensationell in Anbetracht der limitierten finanziellen Mittel. Mit Terrence Boyd wurde ein sympathischer US-Boy aus dem deutschen Ruhrpott importiert, der mit akrobatischen Toren schnell die Erwartungen in ihn hoch schraubte. Konstant zu überzeugen wusste der Amerikaner aber noch nicht. Viel mehr Schlagzeilen machten die Vorfälle in Saloniki und die damit verbundenen Konsequenzen. Als dort Anwesender möchte ich hier aber nicht mehr weiter auf die Geschehnisse eingehen, wurden die Ereignisse doch bereits zur Genüge aufgearbeitet und Sanktionen erhoben.

Sportlich lief es aus grün-weißer Sicht lediglich gegen die Salzburger einwandfrei. In beiden Derbies wurde durch inakzeptable Leistungen ein eventueller Polster verspielt. Noch nicht einmal ein Tor gelang Rapid gegen den Erzrivalen im Jahr 2012. Die letzten desolaten Leistungen gegen Leverkusen, Altach und Sturm ließen den Westwind in Hütteldorf nicht gerade abflauen. Ob jedoch länger zurückliegende personelle und organisatorische Ungereimtheiten im Management und dessen Umfeld ein (oder vielleicht sogar der?) Grund der Misere sind, dieser Frage ging Daniel Mandl nach und prangert im Besonderen die quasi nicht existierende Scountingabteilung des SCR an - ein Zustand der bereits seit Jahren Negativschlagzeilen erzeugt. Zudem wird der notorische Mangel an liquiden Mitteln kritisch hinterfragt, wobei Johann Skocek in der heutigen Ausgabe des Wirtschaftsblattes einen grün-weißen Gewinn durch die Europa-League-Teilnahme von etwa 2,5 Millionen Euro vorrechnet. Bei mittlerweile Null Euro Altlasten, durch Abgänge minimierten Gehaltszahlungen und einem damit verbundenen geringeren Jahresfehlbetrag (bislang jährlich 2 bis 3 Millionen Euro) sollte doch der ein oder andere Transfereuro investiert werden können. Bliebe nurnoch die Frage: Wer findet einen passenden Spieler? Dass der Mangel an Kreativspielern augenscheinlich ist, wird momentan durch die Verletzungsserie Steffen Hofmanns sichtbar. Dass nun Thomas Prager an dessen Position agiert, grenzt in Anlehnung an Hofmanns Spitznamen an Blasphemie. Weit und breit ist in Wien-Hütteldorf kein potenzieller Führungsspieler in Sicht, niemand der freiwillig die Verantwortung übernehmen möchte, der die Kohlen aus dem Feuer holen würde - so macht es zumindest den Eindruck.

Und in Europa? Die Dominanz des FC Barcelona und Real Madrid wird vorerst von Atletico Madrid gebrochen. Die Rojiblancos im Falcao sind noch erster Verfolger der Balugrana. In Italien stutzte Stramaccionis Inter Juventus Turin nach 49 Spielen ohne Niederlage die Flügel – ein ähnliches Schicksal wie einst Arsenal. Die verlieren immer mehr den Anschluss an die Top3. Chelsea und die beiden Manchester-Klubs bilden nun das elitäre Dreigestirn am Top der Tabelle. Der FC Liverpool, einst langjähriges Mitglied der Top4, rangierte heuer sogar zwischenzeitlich auf den Abstiegsrängen. Die Lücke zwischen Arsenal und den Europa-League-Anwärtern Tottenham, Fulham oder Everton verringert sich immer mehr. Und in Deutschland sind die Bayern das Maß aller Dinge. Da wird von einer niederlagenlosen Saison gesprochen, prompt siegt Leverkusen erstmals in der Allianz Arena. Die Vorherrschaft scheint aber ungebrochen, kann der größte Titelkonkurrent und Titelverteidiger Dortmund bislang nur auf internationalem Parkett glänzen. Ähnlich wie Schalke und Leverkusen.

Montag, 2. Juli 2012

XI

Weil es ja en vogue ist nach einer Endrunde, egal ob global oder europäisch, die besten elf Spieler zu nominieren, lasse ich mich nicht lumpen und habe die Statistken nach brauchbarem Zahlenmaterial durchsucht. Basierend auf Einsatzzeit, Passquote, erzielte Tore und Torvorlagen, verursachte Fouls, geschlagene Flanken und ein bisschen subjektiver Wahrnehmung ist folgendes bei rausgekommen.

Torwart: Iker Casillas, Spanien
Hier war für mich vorallem das gestrige Finale ausschlaggebend. Casillas und Buffon sind nach wie vor die besten Torleute der Welt, auf ihrem Weg ins Finale haben beide nur einmal (Casillas) bzw. dreimal (Buffon) hinter sich greifen müssen - und das trotz attraktiver Gegner wie Frankreich, England, Portugal oder Deutschland. Dass Buffon gestern gleich vier Trümmer kassierte, war für mich weniger schwerwiegend als die Tatsache, dass sich Casillas einfach öfter auszeichnete. Besonders in der ersten Halbzeit kamen gefühlte drei Schüsse auf das Tor der Italiener, wobei zwei den Weg ins Netz fanden. Casillas hingegen bewies bei Flanken und Eckbällen, dass er Herr über seinen Strafraum war, entschärfte mehrmalige Weitschüssen und hatte auch aus kurzer Distanz keine Probleme.

Rechtsverteidiger: Theodor Gebre Selassie, Tschechische Republik
Für mich die größte Überraschung dieser Endrunde! Der 25-Jährige spielte alle vier Partien für die Tschechische Republik durch und sicherte sich dank seiner Leistungen auch bereits einen Vertrag bei Werder Bremen. Neben Gebre Selassie hatte ich auch noch Fabio Coentrao und Ignazio Abate in der engeren Auswahl. Im Vergleich mit dem Portugiesen weist Gebre Selassie jedoch eine weit bessere Passerfolgsquote auf (73% statt 61%), zudem konnte er ein Tor seiner Tschechen auflegen.

Innenverteidiger: Mats Hummels, Deutschland
Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund rückte im ersten Gruppenspiel gegen Portugal für England-Legionär Per Mertesacker in die Startelf und behielt seinen Platz bis zum Semifinal-Aus. Hummels zahlte das Vertrauen in ihm zurück und überzeugte mit guter Leistung. In 450 Minuten spielte er nur zwei Fouls. 85 Prozent seiner 302 Pässe fanden den Mitspieler. Lediglich beim Führungstreffer der Italiener im Halbfinale machte er gegen Cassano keine gute Figur.

Innenverteidiger: Sergio Ramos, Spanien
Nur der Abwehrchef von Real Madrid hatte beim Passen einen noch besseren Wert: 86 Prozent bei 441 gespielten Bällen sind für einen Innenverteidiger bei dieser Endrunde Topwert! Im Gegensatz zu Hummels, foulte der 26-Jährige deren neunmal und sah zweimal Gelb (Hummels einmal). Auf Grund seiner atemberaubenden Sicherheit und grandiosen Spielweise war er unumstrittener Bestandteil des soliden spanischen Abwehrverbundes. Auch Gerard Piqué (vier Fouls in 570 Minuten, 79% Passerfolg), Holger Badstuber (drei Fouls in 450 Minuten, 82%) oder Pepe (zwei Fouls in 480 Minuten, 69%) wären weitere Kandidaten für die Innenverteidigerposition gewesen.

Linksverteidiger: Jordi Alba, Spanien
Wie sein Pendant am rechten Flügel, sicherte sich auch Jordi Alba während der Europameisterschaft einen Vertrag bei einem neuen Verein. Für 14 Millionen Euro transferiert der 23-Jährige zurück zum FC Barcelona, wo er in der Jugendabteilung wegen seiner geringen Körpergröße aussortiert wurde. Mit einem eindrucksvollen Offensivdrang (ein Tor, eine Vorlage) und neun Flankenversuchen war er der mit Abstand beste Linksverteidiger des Turniers. 84 Prozent angekommene Pässe, bei 501 geschlagenen sprechen eine deutliche Sprache.

Zentralmittelfeld: Xabi Alonso, Spanien
Die eindrucksvollen Zahlen des Ballbesitzes setzen sich im Mittelfeld fort. Vor allem hier erreichen die Leistungen der Spanier schwindelerregende Werte! Angefangen bei Xabi Alonso. Er oder Andres Iniesta? Da schieden sich die Geister. Schließlich sprach die größere Torgefahr für Xabi Alonso. Der Mann von Real Madrid erzielte im Viertelfinale beide Treffer gegen Fankreich und hatte so massiven Anteil am Titel. Iniesta hingegen gelang "nur" die Torvorlage im entscheidenden Gruppenspiel gegen Kroatien. Schließlich entschied ich mich aber doch für den Madridista, weil dieser mit 584 Pässen die zweitmeisten des Turniers spielte. Das sind 97 Ballkontakte pro Spiel. Und weil er defensiv wertvoller war als Iniesta von Barca.

Zentralmittelfeld: Xavi, Spanien
Niemand berührte die Kugel öfter als er. 620 Mal. Zudem flankte das Hirn der Furia Roja 31 Mal, wobei elf Hereingaben den Mann fanden. Zwei Torvorlagen im Finale runden seine Leistung ab. Mehr braucht man nicht zu erwähnen.

Zentralmittelfeld: Andrea Pirlo, Italien
Der Altstar von Juventus Turin erlebt seinen zweiten Frühling. Gerade den Scudetto geholt, führte er die Squadra Azzurra ins Finale von Kiew. Besonders in der Gruppenphase geigte er mit zwei Assits und einem Tor groß auf und war an drei von vier Toren beteiligt. Doch auch in den Ko-Spielen stellte der 33-Jährige unter Beweis wie wichtig er für das Spiel der Azzurri ist und schlug im Match gegen Deutschland vor dem 1:0 den langen Ball auf Cassano. Mit 540 Ballkontakten hatte der Italiener nach Xavi und Xabi Alonso die meisten im gesamten Turnier.

Rechtsaußen: David Silva, Spanien
Mit drei Vorlagen und einem Treffer hatte der quirlige Flügelspieler in der Gruppenphase bei vier von sechs spanischen Toren seine Füße im Spiel. Mit "nur" 297 Ballkontakten in 411 Minuten war er kein so wesentlicher Bestandteil des Tiki Taka wie seine Kollegen Xavi oder Xabi Alonso. Der Mann von Manchester City strahlte aber bei weitem mehr Torgefahr aus und ließ die heftige Kritik an Vicente Del Bosque bezüglich seiner Null-Stürmer-Taktik jeh verstummen. Schließlich setzte der 26-Jährige im Endspiel noch einen drauf und köpfte nach einem herrlichen Spielzug früh zur spanischen Führung ein.

Linksaußen: Cristiano Ronaldo, Portugal
Ich war mich nicht ganz sicher, ob ich ihn in die Auswahl nehmen soll oder nicht. Sein Turnierstart gegen Deutschland und Dänemark war doch sehr bescheiden. In den wichtigen Spielen war er jedoch zur Stelle. Die Niederlande zerstörte der Flügelstürmer mit zwei Treffern im Alleingang und auch das Siegestor gegen Tschechien im Viertelfinale ging auf seine Kappe. Zudem traf er gegen die Niederlande und Tschechien insgesamt viermal den Pfosten. Anteil am tollen Halbfinaleinzug der Selecao hatte der Mann von Real Madrid also allemal.

Mittelstürmer: Mario Balotelli, Italien
Drei Tore gelangen ja mehreren Spielern bei dieser Endrunde. Neben Cristiano Ronaldo hatten aber die drei Buden von Balotelli das größte Gewicht. Die Triplepacks von Alan Dzagoev und Mario Mandzukic halfen ihren Ländern nicht fiel, sie mussten sich nach der Vorrunde dennoch verabschieden. Mario Gomez markierte seine drei Treffer ebenfalls alle in der Gruppenphase und spielte während der Ko-Phase keine große Rolle mehr. Bleibt nurnoch Fernando Torres, der auf Grund seiner geringeren Einsatzzeit offiziell Torschützenkönig wurde, jedoch beim 4:0 über Irland sowie beim bereits entschiedenen Finale traf. Balotelli hingegen kegelte mit seinem eindrucksvollen Doppelpack im Halbfinale die Deutschen höchst persönlich aus dem Turnier und markierte zudem das wichtige Siegtor im entscheidenden Gruppenspiel gegen Eire. In Anbetracht der entscheidenden Signifikanz seiner Treffer und der technischen Eleganz war für mich Balotelli DER Mittelstürmer dieser Euro.

Trainer: Cesare Prandelli, Italien
Für mich ist der commissario tecnico DER Trainer dieser Endrunde. Weil er unterm Strich die problematischste Turniervorbereitung hatte. Mit dem Erdbeben in Norditalien und dem Wettskandal hatte die italienische Seele arg zu kämpfen. Mit dem Mut zu scheinbar überholten Systemen wie dem 3-5-2 und dem 4-4-2 belehrte der Lombarde Europa eines besseren. Zudem meisterte Prandelli im Umgang mit seinen enfants terribles Balotelli und Cassano den Drahtseilakt und bewies pädagogisches und psychologisches Verständnis.

Der traurige Thiago

Die dauernden Wechsel in der Startformation werden Joachim Löw angekreidet, das Ausscheiden im Halbfinale gegen Italien provoziert zu haben. Dass die Squadra Azzurra an jenem Donnerstag aber einen bärenstark Tag erwischt hatte, ging in den deutschen Medien etwas unter. Im Finale waren wiederum für Löws italienisches Pendant, Cesare Prandelli, die Wechsel maßgeblich entscheidend für die finale Niederlage, die Spielertäusche während der 90 Minuten. Wobei dem Commissario tecnico mangelndes taktisches Kalkül kaum vorgeworfen werden darf, Prandelli haderte einfach mit dem Pech.

Bereits nach 21 Minuten musste Chiellini das Feld auf Grund einer Verletzung verlassen - da lagen die Spanier bereits in Front. Für ihn beackerte fortan Federico Balzaretti den linken Flügel. Der einzige gelernte Linksverteidiger im Kader von Prandelli zeigte dabei weit mehr Offensivdrang als Chiellini, was Glück im Unglück zu scheinen vermochte. Die Azzurrini fanden in Fortdauer besser ins Spiel und sollten bis zum Pausenpfiff sogar die tonangebende Mannschaft sein, nach einem atemberaubenden Zuspiel von Xavi erhöhte der aufgerückte Jordi Alba jedoch eiskalt auf 2:0. Prandelli reagierte in der Pause erneut und brachte zum zweiten Durchgang Antonio di Natale für den blassen Cassano. Das Spiel war einem Finale würdig, mit ungewöhnlichen vielen Torraumszenen. Während Italien in Durchgang Eins aber vehement auf den Ausgleich drängte - vor allem durch Weitschüsse und nach Eckbällen -, war es nun die Furia Roja, die zunehmend auf ein drittes Goal drückte. Nach einer Stunde nahm das Spiel leider eine unrühmliche Fügung, durch welche es praktisch entschieden war. Erst betrat Thiago Motta für Montolivo das Feld (57.) um nur vier Minuten später mit einer Oberschenkelverletzung wieder auszuscheiden. Da Cesare Prandelli allerdings keine Wechselmöglichkeit mehr zur Verfügung hatte, war die Squadra gezwungen den Rückstand in Unterzahl aufzuholen. Ein unmögliches Unterfangen. Die Azzurri resignierte, ein frühzeitiges Ende mit falem Beigeschmack in einem bis dato so brilliantem Finalspiel. Dass die Spanier nun nach Herzenslust kombinieren durften, war nicht weiter überraschend. Die Joker Torres und Mata stachen außerdem und erhöhten auf 4:0, ein Ergebnis, das sicher um zwei, drei Tore zu hoch ausfiel.

Freitag, 29. Juni 2012

Zurück in die Zukunft

Die Squadra Azzurra läuft bei dieser Endrunde in überholt geglaubten 4-4-2- und 3-5-2-Systemen auf und bietet dem glorifizierten 4-2-3-1 Paroli. Mit einem fast schon altertümlichen 4-4-2 eliminierte die Elf von Cesare Prandelli gestern, Donnerstag, die deutsche Nationalmannschaft. Besonders die zwei Sturmspitzen, Cassano und Balotelli, machten der Abwehr unserer Nachbarn gehörig zu schaffen.

Das Innenverteidigerduo Bonucci-Barzagli hatte indes im Umgang mit dem statischen Gomez nur wenig Probleme. Auch weil dieser kaum mit Flanken gefüttert wurde. Durch den Einsatz von Kroos, rückte Özil auf den rechten Flügel, verlagerte seinen Aktionsraum aber dennoch oft in die Zentrale. Die in ihm gehegten Erwartungen konnte der Real-Madrid-Legionär, wie schon während der gesamten Endrunde, nicht erfüllen. So entstand rechts massig Raum, den der offensiv schwache Boateng selten füllte. Zudem agierte Pirlo, wie bei dieser Euro schon gewohnt, auf der Sechser-Position, entzog sich so der Bewachung der gegnerischen Mittelfeldabräumer Khedira und Schweinsteiger, sah sich stattdessen den defensiv harmloseren Özil und Kroos gegenüber, und schaffte sich Raum und Zeit zum Verteilen der Bälle.

So entstand auch das Führungstor der Italiener. Özil zwang Pirlo im Zweikampf zum Zurückweichen, setzte allerdings nicht weiter nach. Pirlo hatte nun in der eigenen Spielfeldhälfte Zeit für den genauen Pass auf Cassano. Hummels stellte sich im Zweikampf gegen selben alles andere als reif an, Badstuber verschätzte sich bei Cassanos Flankenball.



Das 2:0 fiel durch einen Konter nach einer deutschen Ecke. Montolivos langer Pass genau auf die Bratze von Balotelli war fein gespielt. Der taktisch entscheidende Faktor war allerdings der Laufweg von Cassano abseits des Geschehens. Mit seinem kurzen Sprint Montolivo entgegen, zog er nicht nur Boateng aus der Deckung, sondern zwang auch Lahm nachzurücken. So stand der deutsche Kapitän beim langen Ball von Montolivo völlig indisponiert und ließ für Balotelli die Lücke offen. Die fehlende Absprache in der deutschen Defensive auf Abseits zu spielen war ein weiterer Faktor.

Mit Thiago Motta und Diamanti brachte Prandelli zwei Spieler die ihre Rollen weit defensiver interpretierten als Montolivo und Cassano; mit di Natale kam schließlich eine gefährliche Waffe für den Konter. Da hätten die Azzurri, gegen nun hoch verteidigende Deutsche, alles klar machen müssen. Deutschland warf nun alles nach vorne, was blieb ihnen auch anderes übrig? Prandellis ragazzi formierten nun zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum, durch die es für die Deutschen aber kein Durchkommen gab.

Es wird nun interessant wie die Italiener im Finale gegen Spanien agieren werden. Paulo Bentos Selecao stand im anderen Halbfinale defensiv hervorragend. Der Hauptgrund lag wohl in der kompakten Anordnung. Vor der Viererabwehr rührten die defensiven Mittelfeldspieler Veloso, Moutinho und Meireles Beton an und ließen sich bei Angriff über die Flanken als zusätzliche Außenverteidiger zurückfallen. Ähnlich agierten die Franzosen im Viertelfinale als Laurent Blanc mit Debuchy, neben Reveillere, einen fast zusätzlichen Rechtsverteidiger nominierte. Portugals Taktik ging eine Stufe weiter, dieses Vorhaben auch auf das Zentrum und die linke Seite umzulegen. Sicherlich eine mögliche Variante, die mit De Rossi, Thiago Motta und Pirlo adaptierbar wäre. Oder eben das 3-5-2 aus der Gruppenphase, das ja bekanntlich auch nicht so schlecht funktionierte.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Aus in der Gruppenphase für halb Europa - und mich

Die Gruppenphase ist vorbei. Hoch lebe das Ko-System! Jetzt geht's um die Wurscht! Und meine Freundin atmet nach zwölf Tagen erleichtert auf - genau genommen tat sie es ja bereits am Samstag: Keine zwei Spiele pro Tag mehr. Es müssen die wohl schrecklichsten acht Tage des Jahres gewesen sein. Für sie, die immer diese Fantasie mit dem Ball und dem Messer hat, wie sie so schön sagt. Da ist heute, Mittwoch, für meine Holde ja glatt ein Glückstag. Kein Gekicke flackert über den Bildschirm. Ein Trauertag für mich...

Ein Trauertag war auch der vergangene Samstag. Wie können die Russen nach solchen Leistungen noch ausscheiden? Gut, schon gegen Gastgeber Polen ging der Sbornja in der Schlussphase die Luft aus. Aber gegen Griechenland? Es war ja nicht so als ob sie fix durch gewesen wären. Und ich hatte mich ja sogar mit einem Handicap auf Russland(!) in Anbetracht eines X abgesichert. Aber eine Niederlage? Nein, das ist bitter. Zumal nun mein Guthabenstand auf Null steht. Auf bwin. Nachgefetzt wird aber nichts. Das ganze ist ja dann doch nur eine Geldvernichtungsmaschinerie. Da investiere ich meine wenigen Euros dann doch lieber in reale Sachwerte wie Gerstensaft. In Anbetracht meiner Prognose kann ich mir aber dennoch stolz auf die Schulter klopfen. Die Griechen hatte kaum jemand auf der Rechnung. Vor der Endrunde hegte ich dennoch auf Basis ergründlicher Informationen die Vermutung, dass Hellas nicht aus dem Euroverbund ausscheiden wird - ballesterisch gesehen. Insofern hätte ich es eigentlich besser wissen müssen und doch alles auf die Jungs vom Olymp gesetzt. Anstatt auf Russland.

Dass die Niederlande das Finale eher nicht erreichen würden, dafür standen vor dem letzten Gruppenspiel die Quoten auch nicht gerade hoch. Sicherlich niedriger als dass ich mit meinem Wettguthaben bis zum Finale das Auslangen fände. Unterm Strich kam für die Holländer - wie auch für mich - bereits in der Gruppenphase das Aus. Kahl und beschämend der Auftritt der Elftal. Vor allem offensiv klappte dank der spielschwachen Zentralen van Bommel und de Jong in den ersten 180 Minuten fast gar nichts. Van Maarwijk hatte gegen Portugal ein Einsehen und brachte anstelle seines Schwiegersohnes mit van der Vaart einen zusätzlichen Kreativling. Und siehe da, nach wenigen Minuten hatte Oranje das erste Tor auf der Habenseite. Zugegeben, ich hatte das Spiel nur in der folgenden Zusammenfassung gesehen, die Niederländer hatten den Aufstieg insgesamt aber nicht wirklich verdient. Gegen Dänemark ein Totalausfall, gegen Deutschland nur eine starke Schlussphase. Die Niederländer schwimmen im Strom mit und antizipieren ihr traditionelles 4-3-3 in das gebräuchliche 4-2-3-1. Dabei hätte die Elftal durchaus die spielerischen Mittel im defensiven Mittelfeld nur einen Mann aufzubieten, die 8er-Position offensiver zu interprätieren (van der Vaart) und den Flügelspieler mehr Freiheiten im Offensivspiel zu überlassen, um die fehlenden Qualitäten in der Abwehr zu kaschieren. Insofern hat sich Portugal den Aufstieg mehr verdient. Zumindest mehr als Oranje. Zumal die Selecao gegen die Dänen trotz zwischenzeitlich arroganter Nachlässigkeit  noch etwas Kämpferherz bewies und den Sieg erzwang. Und weil Cristiano Ronaldo die Häme der Vortage nicht auf sich sitzen ließ und klarstellte, dass er es sehr wohl kann.

Weil er es kann. Das antwortete Mario Balotteli auch bei einer Polizeikontrolle, nachdem ihm die Beamten fragten, weshalb ein paar Tausend Pfund auf seinem Beifahrersitz lägen. Und weil er es kann, haute Balotteli die Kugel sehenswert zum 2:0 gegen Irland ins Netz. Die Azzurri damit unspektakulär weiter. Hauptsache durch. Von Sensation redet nun auch niemand mehr. Der dreifache Weltmeister hat den Wettskandal wieder einmal gut verarbeitet. Klammert man Cassanos Zitate einmal aus. Die wirkliche Sensation hätten beinahe die Kroaten vollbracht, der Welt- und Europameister stand bereits vor dem Abgrund. In nur einem einzigen Spielzug manifestierte sich aber schließlich doch das unnachahmliche Kurzpassspiel der Furja Roja. Und gelinde formuliert, ein bisschen Glück, dass der Torrichter ein elfmeterwürdiges Foul an Mandzukic nicht wertete. Weshalb diese zusätzlichen Schiedsrichter überhaupt im Einsatz sind, diese Frage stellte sich tags darauf die Welt noch intensiver. Ich hätte es der fliegenden Festung, Jelavic, der brav rackerte, gegönnt. Auch Stolz schwelgte da etwas mit. Einfach erfrischend, wie Hrvatska aufgeigte. Mehr als die Iberer, die in gewissen Momenten zwar ihre Klasse bewiesen, aber auch sehr viele Fragezeichen hinterließen. Besonders Del Bosques Entscheidung Fabregas als Spitze agieren zu lassen, erscheint mir sehr...spanisch.

Und weil er es auch kann, köpfelte Wayne Rooney die Three Lions zum Sieg. Ja, mit dem Kopf. Zugegeben, sogar ich, der in seiner kurzen Karriere nur ein einziges Kopfballtor vollbrachte - und das ins eigene -, hätte die Kugel in dieser Situation mit der Stirn ins Goal wuchten können. Die postwendende Antwort auf Blochin und Shevchenko, die vor der Partie gegen die Engländer provokant stichelten, was sie mit einem Rooney, der einen Monat ohne Spielpraxis war, wollten. Ironischerweise hatte Rooney noch einen zweiten gefährlichen Sitzer - auf seinem Kopf. Sonst war von der Nummer 10 nicht viel zu sehen. Das reichte aber. England brauchte sein Glück schließlich dann noch für das gesamte Turnier auf als ein Treffer der Ukraine fälscherlicherweise nicht anerkannt wurde. Ausgleichende Gerechtigkeit für Lampards "Tor" gegen die Deutschen 2010? Eher: Fortune für die Equipe Tricolore! Die begab sich mit dem 0:2 gegen fix ausgeschiedene Schweden nämlich selbst nahe an den Rand eines Ko.

Morgen geht es Gott sei Dank wieder weiter. Abwarten sollte es keines mehr geben. Oder vielleicht doch gerade jetzt? Schließlich kann nun jeder Fehler die Heimreise bedeuten. Vielleicht sollten wir an diesem freien Tag also viel mehr alle in die Kirche gehen und eine Kerze für weitere viele Tore bei dieser Euro anzünden. Wer aber will kann sich auch weiter mit der Frage beschäftigen: Und was schaue ich heute Abend fern?!

Mittwoch, 13. Juni 2012

Die einzige Überraschung ist, dass auf meinem Wettkonto noch Guthaben ist

Wer braucht diese ganzen Tiere als Orakel? Mit einem Tintenfisch hat's glaub ich begonnen. Oder einer Kuh? Ich vermeide die Artikeln in den Gratiszeitungen zu lesen, bekomme durch die überdimensional angefügten Fotografien jedoch zwei bis drei Mal wöchentlich den Eindruck, dass es in den Zoos dieser Welt keine anderen Verwendungen für die Viecherln mehr gibt. Weiß eigentlich Greenpeace davon? Ich verlass mich jedenfalls auf meinen - hoffe ich - ausreichenden Sachverstand und ein bisserl Bauchgefühl. In der Online-Tippliga habe ich bis dato überdurchschnittlich viel Erfolg. Und auch wenn's um Bares geht, ist meine Bilanz bei dieser Endrunde - noch - positiv. Was dies anbelangt, bin ich doch sehr österreichisch. Wenn's um nix geht, vorn' dabei. Wenn's ernst wird, kack' ich ab. Doch wie gesagt, mein Kopf und mein Baucherln gehen dieser Tage eine fruchtbare Symbiose ein.

Der Heimvorteil der Polen hat sich nicht wirklich bewahrheitet. Meine Prognose diesbezüglich sehrwohl. Was ich von der Abordnung von Polonia Dortmund halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Dem Team helfen Lewandowski, Blaszczykowsky und Piszczek sicherlich weiter, die Heilsbringer zum EM-Titel werden aber andere sein. Aus einem anderen Land. Die Griechen zeigten im ersten Spiel, weshalb ich sie trotz vermeintlicher Außenseiterrolle ins Viertelfinale wähnte. Dass die ersten sechs Minuten gegen Tschechien alles über den Haufen werfen sollten, war so nicht geplant. Die Verletzungen von Avraam (gegen Polen) und Chalkias (gegen Tschechien), sowie die Sperre von Sokrates sind weitere Faktoren, welche zur Schwächung der Defensive beitrugen. Gegen die Russen, die mich mit ihrer spielerischen Attitüde gegen Tschechien komplett überraschten, sehe ich für die Südeuropäer nun keine Chancen mehr um den Aufstieg. Wobei den Jungs von Dick Advocaat in den Schlussminuten gegen Gastgeber Polen extrem die Luft ausging.

Insofern werden auch die Deutschen keine Angst haben, sollten sie im Viertelfinale auf die Sbornaja treffen. Unsere Nachbarn, nach dem gerade gewonnen Spiel gegen die Niederlande, so gut wie im Ko-Modus. Dies auch nicht weiter überraschend, zählt die Elf von Jogi Löw für mich als DER Turnierfavorit, noch vor den Spaniern. Nicht mehr zu den Favoriten zählt mittlerweile Oranje, die im dritten Spiel einen Pflichtsieg gegen Portugal benötigen und ausgerechnet auf deutsche Schützenhilfe hoffen müssen. Van Maarwijks Elf auch heute, Mittwoch, wieder mit einer katastrophalen Leistung. Die Defensive oftmals wie der berühmte aufgescheuchte Hendlhaufen. Und von druckvollem Offensivspiel konnnte keine Rede sein. Der 18-jährigen Willems, der am linken Flügel gegen Deutschland für null Druck sorgte, sei da noch als letztes in die Schuld genommen. Die Routiniers van Bommel und de Jong waren offensiv nicht vorhanden und fühlten sich nur in den seltensten Fällen bemüßigt die gigantische Lücke zwischen Defensive und Offensive zu füllen, in welcher Khedira und Schweinsteiger immerkehrend das Angriffsspiel der Deutschen forcierten. Die niederländische Anti-Leistung wohl DIE Überraschung dieser Euro. Was jedoch die Anerkennung der dänischen Leistung nicht schmälern soll! Schande über mein Haupt! Die Dänen, von mir, als absoluter Außenseiter gehandelt, holten bereits am ersten Spieltag mehr Punkte als von meiner Wenigkeit zugetraut. Und auch heute gegen eine - zumindest in der zweiten Hälfte - arrogante Selecao, angeführt von Cristiano Ronaldo, mit einer braven Leistung. Im Endspiel gegen Deutschland haben Morten Olsens Jungs es nun selbst in der Hand. Die Deutschen quasi fix durch, mal schauen, ob das zum Vorteil wird.

Jelavic to score. Getippt hatte ich es, nur leider kein Geld drauf. Die Quote soll attraktiv gewesen sein. Italien als große Sensation! Che cazzo? Wir reden von Italien! Wettskandal 1982, Wettskandal 2006. Welche große Nation in Form eines Stiefels in jenen Jahren die großen Turniere gewann, soll selbst recherchiert werden. Buffon, Chiellini, De Rossi, Pirlo, Balotelli. Was bei einem X gegen Spanien da die große Sensation sein soll, bleibt mir nur zu erahnen. Gewiss, Weltmeister Spanien ist momentan über die Azzurri zu stellen, dennoch ist ein Remis zwischen diesen beiden Teams kein achtes Weltwunder.

Für mich schon überraschender war die Explosion von Andryi Shevchenko im Spiel gegen Schweden. Einen Burschentraum erfüllen sie ihm, hatte ich geschrieben. Auch er hat mich eines besseren belehrt. Chapeau, Sheva! Vor allem hatte die Ukraine in den letzten Testspielen vor der Endrunde nicht gerade mit Ergebnissen überzeugt. Genauso war meine Überraschung groß als Joleon Lescott England in Führung köpfelte. Die Three Lions waren trotz zahlreicher Ausfälle nicht ganz so hilflos wie erwartet. Die spielerischen Atribute sind dennoch beschrännkt. Man Citys Samir Nasri glich die Führung der Briten dann auch prompt aus, die Franzosen machten in weiterer Folge aber keine Anstalten den Siegtreffer zu erzielen. Was mich ein wenig an der Mentalität der Equipe Tricolore zweifeln lässt. Zum einen, einen potenziellen Konkurrenten einen weiteren Tiefschlag zu verpassen, zum anderen diese Überheblichkeit, dass es gegen die Ukraine und Schweden schon sechs Punkte werden.

In diesem Sinne brauche ich auch weiterhin keine Krake Paul oder irgendwelche Vierbeiner. Immer richtig zu liegen, schaffen selbst die nicht. Reich wird man sowieso anders. Auf meinem Wettkonto ist - noch - Guthaben vorhanden. Mal schauen, ob das auch bis zum Finale so bleibt. Die Quoten stehen schlechter, dass Holland bis dahin noch im Bewerb ist. Bei den Deutschen bin ich mir hingegen relativ sicher. Die Italiener wären zumindest keine Überraschung.

Freitag, 8. Juni 2012

God save the Three Lions!

Roy Hodgson kann es nicht. Zumindest wird es für den ehemaligen Coach von Paul Scharner sehr, sehr schwierig. Rooney fehlt in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Frankreich und Schweden, nach denen aber auch schon alles vorbei sein kann, gesperrt. Lampard, Barry, Cahill stehen wegen Verletzungen nicht im Aufgebot. Auf Rio Ferdinand, dessen Bruder von Innenverteidigerkollegen John Terry rassistisch beschimpft wurde, verzichtet der neue Teamchef. Der überhaupt erst zu Amt und Würden kam, nachdem Fabio Capello einer Weisung der FA, John Terry auf Grund seiner rassistischen Äußerungen gegen Anton Ferdinand der Kapitänswürde zu entmächtigen, nicht nachkam. Umso überraschender die Nachnominierung von Liverpools Martin Kelly, mit heuer gerade einmal 12 Premier-League-Einsätzen. Auf Kosten Rio Ferdinands. Nun verließ vor wenigen Stunden auch noch Jermaine Defoe wegen eines familiären Todesfall das Teamcamp der Briten. Und Joe Hart, mutmaßlich der beste Keeper seit Peter Shilton, wird überhaupt nahegelegt, nicht verletzt auszufallen. Die Zweitligatorhüter Robert Green, sein Patzer von 2010 wohl noch jedem lebendig in Erinnerung, und Jack Butland, sanfte 19 Jahre jung, werden eher nicht für ebenbürtigen Rückhalt sorgen können. So klingt die erste Garnitur defensiv mit Johnson, Terry, Lescott und Cole durchaus fähig für den Viertelfinaleinzug zu sorgen. Die Ersatzleute Jones, Baines, Kelly und Jagielka bereiten da aber schon eher Bauchschmerzen. Im Mittelfeld fehlt es den Three Lions eindeutig an Kreativität. Steven Gerrard, der über seinem Zenit hinaus scheint, dessen Liverpool-Kollege Jordan Henderson, nachnominiert für Frank Lampard, und Scott Parker von den Spurs strahlen kaum Torgefahr aus. So wird das englische Team offensiv vor allem über die quirligen Flügelspieler Ashley Young, links, und Theo Walcott, rechts, angreifen. Hier stehen Hodgson mit Millner, Downing und Oxlade-Chamberlain auch adäquate Ersatzleute zur Verfügung. Nur im Sturmzentrum sorgen Danny Welback und Andy Carroll wieder für Rumoren in der Magengegend.

Hätte die Ukraine nun keine gar so besch...eidene Vorbereitung gespielt, würde ich deren Chancen auf den Aufstieg, relativ hoch ansiedeln. Die Kontertaktik Olegs Blochin scheint auf Grund der holprigen Abwehrleistung aber ein Spiel mit dem Feuer. Wirklich überzeugend, zumindest im Spiel gegen Österreich, agierten lediglich Oleg Gusev und Evgeni Konoplianka. Artem Milevsky und Andriy Yarmolenko, beide von Dinamo Kiew, dürfen nicht unterschätzt werden. Andryi Voronin, mittlerweile bei Dinamo Moskau, scheint jedoch ebenfalls über seinem Zenit hinaus. Genauso wie Andryi Shevchenko. Dem wird einfach nur ein Bubentraum erfüllt.

Die Schweden sind ein ganz harter Brocken. Das wusste auch schon Hans Huber. Auf Grund der zuletzt gezeigten Siege gegen Island und Serbien, konnten die Wikinger zumindest Selbstvertrauen tranken. Und 10.000 sind ihrer Mannschaft auch in die Ukraine gefolgt. Die Mischung aus attraktiver Offensive und defensiver Kampfkraft dürfte bei der Mannschaft von Erik Hamren auch stimmen. Defensiv fehlen, bis auf Mellberg und Isaksson, vielleicht die ganz großen Namen, Legionäre von Celtic, Genoa, Bologna, Anderlecht und West Brom können mit einer mannschaftlichen Abwehrleistung aber auch den Turnierverbleib realisieren. Zumal die Angriffskraft der Engländer und Ukrainer nicht unaufhörlich scheint und man selbst mit Ibrahimovic, Toivonen oder Elmander auch immer für einen Treffer gut ist.

Bleibt abschließend noch die Equipe Tricolore, die für mich in dieser Gruppe die Favoritenrolle einnimmt. Interessant wird, wer neben Mexes zentral in der Verteidigung agieren wird. Persönlich hoffe ich, dass hier Koscielny von Arsenal den Vorzug gegenüber Valencias Rami erhält. Und wer den rechten Außenpracker mimen wird, Lilles Debuchy oder der routinierte Reveilliere? Laurent Blancs größte Sorge ist jedoch noch die Position des Sechsers. Nachdem M'Vila und Matuidi mit Verletzungen zu kämpfen haben, ist nun auch ein Einsatz von Diarra ungewiss. Ansonsten hat der Teamchef der Bleus aber die Qual der Wahl. Was das Team auszeichnet ist deren schiere offensive Variabilität im 4-3-3. So können Nasri, Ben Arfa, Valbuena und Malouda nicht nur im Mittelfeld zentral, sondern auch als Außenstürmer agieren. Wo Laurent Blanc mit Ribery und Menez aber auch über absolute Weltstars verfügt. Und schließlich bleiben im Sturmzentrum noch Karim Benzema und Olivier Giroud, die für ihre Klubs je 21 Meisterschaftstreffer erzielten. Viel kann da der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 also nicht falsch machen.

Vor Monaten war für mich klar, dass in Gruppe D Frankreich und England das Rennen machen werden. Die Jungs von der Insel sind aber gehörig auf der Strecke geblieben und sind nicht mehr viel über den Konkurrenten aus Schweden und der Ukraine zu stellen. Insofern kann sich jedes dieser drei Teams den zweiten Viertelfinalplatz sichern. Müsste ich wetten würde ich wegen der Quote und meinem Bauchgefühl sogar auf die Skandinavier setzen.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Italia oder Hrvatska?

The cat is in the sack. Irland qualifizierte sich dank Mister Trapattoni sensationell für die Endrunde. Hätten die Salzburger den alten Mann aus Cusano Milanino mal nicht vor die Türe gesetzt, vielleicht hätte es mittlerweile mit der Champions-League-Teilnahme geklappt. So profitieren die krisengebeutelten Boys von der Emerald Island vom Italiener. Der könnte im entscheidenden letzten Gruppenspiel vielleicht auch zum Zünglein an der Waage werden, wenn seine Landsleute gegen das Inselvolk nicht gewinnen. Und Signore Trapattoni kennt die Squadra vielleicht sogar besser als sein eigenes Team. Viele 'vielleicht', wirklich fix scheint in Gruppe C nur der Aufstieg der Spanier. Die Furia Roja kann, Experten zu Folge, ihr Quartier auf jeden Fall schon bis 1. Juli buchen.

Welches Land mit den Iberern ins Viertelfinale aufsteigt, könnte aber spannend werden. Die Azzurri haben sich mit dem 0:3 gegen Russland nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der neueste Wettskandal tut sein übriges. Meiner Ansicht, könnte die Position des Angreifers bei den Italienern entscheiden. Balotteli ist, keine Frage, ein Mann von Weltformat. Bezieht man sich rein auf seine technischen Attribute. Mental erinnert er doch stark an einen pubertierenden Rotzbengel. Für mein Gefühl ist der attacante von ManCity zu unkonstant, um der Squadra einen sicheren Platz in der nächsten Runde zu sichern. Es kann aber genauso gut sein, dass er in der Gruppe alles zerbombt, im Viertelfinale aber dann nachlässt. Balotteli ist die wohl größte Wundertüte seit Eric Cantona. Nur mit mehr "Bling Bling". Dass er im Auftaktspiel gegen Spanien die Rote Karte sieht und für 4 Spiele gesperrt wird, nicht ausgeschlossen. Dann gibt es noch Antonio Cassano, der mental mittlerweile ein Level über seinem Sturmkollegen stehen dürfte. Besonders sein Herzleiden dürfte den Mann aus Bari etwas zum Umdenken gebracht haben. Viel genetzt, hat Cassano für Milan im Frühjahr nicht, doch kaum ein Land verfügt über einen solch frischen Weltklassestürmer. Der zweite Antonio im Sturm, di Natale, ist auf nationaler Ebene wiederum ein Torgarant, international bzw. in der Squadra konnte er sein Potenzial aber bisher selten ausschöpfen. Abzuwarten wie sich Sebastian Giovinco von Parma schlagen wird. Seine 15 Tore und 16 Vorlagen in 26 Spielen waren jedenfalls eine Empfehlung für Teamchef Prandelli. Ansonsten bleibt abzuwarten, in wie fern der Wettskandal Einfluss auf die Leistung der ragazzi aus dem bel paese nimmt.

Die Kroaten könnten mit einem Auftaktsieg gegen Irland und einer gleichzeitigen Niederlage der Italiener gegen Spanien, selbige bereits am 1. Spieltag gehörig unter Druck setzen. Das Potenzial haben die Mannen von Slaven Bilic allemal. Mit Rakitic, Badelj, Kranjcar und Modric verfügen die Karos über hervorragende Kreativspieler. Das Turnier seine Lebens könnte Nikica Jelavic spielen. Meines Erachtens verfügt der Ex-Rapidler über hervorragende Anlagen im allseits beliebten 4-2-3-1. Als Solospitze hat der 26-Jährige mit 1,88 Meter Körpergröße einen tollen Körperbau und verfügt über ein hervorragendes Kopfballspiel. Zudem ist er nicht der Langsamste, weiß die Kugel zu beherrschen und hat ein Näschen für den Abschluss. Für mich ist er ein ähnlicher Spielertyp wie Karim Benzema. Die Defensive könnte den Kroaten jedoch auf den Kopf fallen, ist die Innenverteidigung mit Simunic und Schildenfeld doch nicht die schnellste.

Schließlich könnte Eire, wie bereits erwähnt, zum Zünglein an der Waage werden. Im entscheidenden, dritten, Spiel gegen Italien. Viel mehr als einigeln und kontern, erwarte ich von Trapattonis Mannschaft aber nicht. Weniger, weil es "seine" Philosophie ist. Mehr, weil es im Naturell des technisch Unterlegenen liegt. Das ist, wie im Falle der Dänen, aber auch legitim. Dennoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Iren die Vorrunde überstehen. Aus Gründen der Sympathie sei es ihnen sicherlich vergönnt, rein rational sehe ich aber kaum Chancen.

Und Spanien? Tiki Taka.