Freitag, 8. Juni 2012

God save the Three Lions!

Roy Hodgson kann es nicht. Zumindest wird es für den ehemaligen Coach von Paul Scharner sehr, sehr schwierig. Rooney fehlt in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Frankreich und Schweden, nach denen aber auch schon alles vorbei sein kann, gesperrt. Lampard, Barry, Cahill stehen wegen Verletzungen nicht im Aufgebot. Auf Rio Ferdinand, dessen Bruder von Innenverteidigerkollegen John Terry rassistisch beschimpft wurde, verzichtet der neue Teamchef. Der überhaupt erst zu Amt und Würden kam, nachdem Fabio Capello einer Weisung der FA, John Terry auf Grund seiner rassistischen Äußerungen gegen Anton Ferdinand der Kapitänswürde zu entmächtigen, nicht nachkam. Umso überraschender die Nachnominierung von Liverpools Martin Kelly, mit heuer gerade einmal 12 Premier-League-Einsätzen. Auf Kosten Rio Ferdinands. Nun verließ vor wenigen Stunden auch noch Jermaine Defoe wegen eines familiären Todesfall das Teamcamp der Briten. Und Joe Hart, mutmaßlich der beste Keeper seit Peter Shilton, wird überhaupt nahegelegt, nicht verletzt auszufallen. Die Zweitligatorhüter Robert Green, sein Patzer von 2010 wohl noch jedem lebendig in Erinnerung, und Jack Butland, sanfte 19 Jahre jung, werden eher nicht für ebenbürtigen Rückhalt sorgen können. So klingt die erste Garnitur defensiv mit Johnson, Terry, Lescott und Cole durchaus fähig für den Viertelfinaleinzug zu sorgen. Die Ersatzleute Jones, Baines, Kelly und Jagielka bereiten da aber schon eher Bauchschmerzen. Im Mittelfeld fehlt es den Three Lions eindeutig an Kreativität. Steven Gerrard, der über seinem Zenit hinaus scheint, dessen Liverpool-Kollege Jordan Henderson, nachnominiert für Frank Lampard, und Scott Parker von den Spurs strahlen kaum Torgefahr aus. So wird das englische Team offensiv vor allem über die quirligen Flügelspieler Ashley Young, links, und Theo Walcott, rechts, angreifen. Hier stehen Hodgson mit Millner, Downing und Oxlade-Chamberlain auch adäquate Ersatzleute zur Verfügung. Nur im Sturmzentrum sorgen Danny Welback und Andy Carroll wieder für Rumoren in der Magengegend.

Hätte die Ukraine nun keine gar so besch...eidene Vorbereitung gespielt, würde ich deren Chancen auf den Aufstieg, relativ hoch ansiedeln. Die Kontertaktik Olegs Blochin scheint auf Grund der holprigen Abwehrleistung aber ein Spiel mit dem Feuer. Wirklich überzeugend, zumindest im Spiel gegen Österreich, agierten lediglich Oleg Gusev und Evgeni Konoplianka. Artem Milevsky und Andriy Yarmolenko, beide von Dinamo Kiew, dürfen nicht unterschätzt werden. Andryi Voronin, mittlerweile bei Dinamo Moskau, scheint jedoch ebenfalls über seinem Zenit hinaus. Genauso wie Andryi Shevchenko. Dem wird einfach nur ein Bubentraum erfüllt.

Die Schweden sind ein ganz harter Brocken. Das wusste auch schon Hans Huber. Auf Grund der zuletzt gezeigten Siege gegen Island und Serbien, konnten die Wikinger zumindest Selbstvertrauen tranken. Und 10.000 sind ihrer Mannschaft auch in die Ukraine gefolgt. Die Mischung aus attraktiver Offensive und defensiver Kampfkraft dürfte bei der Mannschaft von Erik Hamren auch stimmen. Defensiv fehlen, bis auf Mellberg und Isaksson, vielleicht die ganz großen Namen, Legionäre von Celtic, Genoa, Bologna, Anderlecht und West Brom können mit einer mannschaftlichen Abwehrleistung aber auch den Turnierverbleib realisieren. Zumal die Angriffskraft der Engländer und Ukrainer nicht unaufhörlich scheint und man selbst mit Ibrahimovic, Toivonen oder Elmander auch immer für einen Treffer gut ist.

Bleibt abschließend noch die Equipe Tricolore, die für mich in dieser Gruppe die Favoritenrolle einnimmt. Interessant wird, wer neben Mexes zentral in der Verteidigung agieren wird. Persönlich hoffe ich, dass hier Koscielny von Arsenal den Vorzug gegenüber Valencias Rami erhält. Und wer den rechten Außenpracker mimen wird, Lilles Debuchy oder der routinierte Reveilliere? Laurent Blancs größte Sorge ist jedoch noch die Position des Sechsers. Nachdem M'Vila und Matuidi mit Verletzungen zu kämpfen haben, ist nun auch ein Einsatz von Diarra ungewiss. Ansonsten hat der Teamchef der Bleus aber die Qual der Wahl. Was das Team auszeichnet ist deren schiere offensive Variabilität im 4-3-3. So können Nasri, Ben Arfa, Valbuena und Malouda nicht nur im Mittelfeld zentral, sondern auch als Außenstürmer agieren. Wo Laurent Blanc mit Ribery und Menez aber auch über absolute Weltstars verfügt. Und schließlich bleiben im Sturmzentrum noch Karim Benzema und Olivier Giroud, die für ihre Klubs je 21 Meisterschaftstreffer erzielten. Viel kann da der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 also nicht falsch machen.

Vor Monaten war für mich klar, dass in Gruppe D Frankreich und England das Rennen machen werden. Die Jungs von der Insel sind aber gehörig auf der Strecke geblieben und sind nicht mehr viel über den Konkurrenten aus Schweden und der Ukraine zu stellen. Insofern kann sich jedes dieser drei Teams den zweiten Viertelfinalplatz sichern. Müsste ich wetten würde ich wegen der Quote und meinem Bauchgefühl sogar auf die Skandinavier setzen.

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