Dienstag, 19. Juli 2011

Das moderne Geschlecht

Milde belächelt wurde der Damenfußball vor der Weltmeisterschaft. Milde belächelt wird er wohl auch noch die nächste Zeit bleiben. Aber nicht nur an den Einschaltquoten im deutschen Fernsehen ist abzulesen, dass diese Endrunde dem Kick vom anderen Ufer eine noch nie dagewesene Initialzündung geben wird. Besonders im deutschsprachigen Raum. Dass der Trend an unserer Republik gänzlich vorbeigeht und Euphorie und gleichzeitig Chancen nur nördlich der Alpen wahrgenommen werden, hat einerseits mit dem Strukturvorsprung der Deutschen zu tun, andererseits fehlt hierzulande aber auch der nötige Weitblick, was an der mangelnden TV-Präsenz belegbar ist und nicht nur den Fußball betrifft, sondern auch andere Klassiker der Sportwelt wie die Tour de France oder Wimbledon, die Herrn und Frau Österreicher von nationalen Sendeanstalten vorenthalten werden.

Dass der „weibliche“ Fußball einen rasanten Aufstieg erlebt, sollte sich nun dank ARD und ZDF auch mittlerweile bei uns herumgesprochen haben. Der Kometenflug der Damen maßt allerdings Vermutung an, dass die Weibchen in gewissen Dingen der männlichen Gegenwart doch voraus sind und möglicherweise das Zukunftsbild des „männlichen“ Fußballs uns schon heute zeigen. Vielleicht nicht das Spiel selbst, obwohl sich die Herren der Schöpfung gern ein Scheibchen abschneiden könnten, zumindest an der Übersteigerquote. Technisch zeigten die Mädels eine feine Klinge. Und taktisch bewiesen sich vor allem die Weltmeisterinnen ihrer Konkurrenz überlegen, defensiv hervorragend verschoben, im Spielaufbau ein flottes und direktes Kurzpassspiel.

Was beim Mädelsfußball aber noch klarer wurde, war die Vision vom „Modernen Fußball“, nicht auf taktischer Ebene wie ihn heute Pep Guardiola interpretiert, sondern gänzlich auf der monetären Ebene nach Sepp Blatter. Das Spiel als Familienfest (um Gottes Willen, nicht dass mir jetzt jemand denkt, ich möchte keine Familien im Stadion haben; nur oftmals versucht man das eingesäßene Klientel aus der Arbeiterschicht durch eben jene finanzstärkere Mittelschicht zu ersetzen), der Sport als abwechselndes Freizeitvergnügen, vergleichbar mit einem Kino- oder Theaterbesuch, einhergehend mit kompletten Sitzplatzstadien, die aber seit dem Taylor Report in England und dem Kopieren der allwissenden „Englischen Lösung“ auch auf den Rest des Kontinents eh schon längst übergeschwappt ist. Alkoholfreies Bier, keine Fahnen, keine Choreos. Kein Lärm, keine Stimmung.

The Future is now!

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