Freitag, 16. September 2011

Vielleicht schießt Geld doch Tore?

Nachdem die PSG dank ihrer katarischen Gönner satte 86 Millionen Euro in Neuzugänge investiert hatte, schien man zu Saisonbeginn vor einem ähnlichen Problem zu stehen, wie der gestrige Europacupgegner Red Bull Salzburg in den Jahren zuvor: Dass sich die Mannschaft erst einspielen müsse. So standen die Pariser nach dem 2. Spieltag mit einem mickrigen Pünktchen knapp vor den Abstiegsrängen und ernteten Spott und Tadel. Seitdem hat der letzte Europacupfinalgegner von Rapid bewerbsübergreifend jedes Spiel gewonnen und in diesen fünf Partien auch nur zwei Gegentreffer hinnehmen müssen. Die Defensive um den neuen Abwehrchef Diego Lugano stellt sich allmählich aufeinander ein. Dennoch meinte Salzburg-Trainer Moniz vor Anpfiff, dass die Chancen 50:50 stehen, allerdings zu beachten sei, „wenn du zurückläufst, dann verlierst du“. Soll heißen: Nicht mauern und auf ein 0:0 hoffen.

Die Formationen der beiden Teams entsprachen dem mittlerweile gängigem 4-2-3-1, wobei die Franzosen forscher nach vorne agierten. In Fortdauer der Begegnung waren es die unterschiedlich starken Offensivtrios im Mittelfeld, die das Spiel entschieden.

Die Gastgeber zu Beginn noch etwas verlegen, tasteten sich langsam an den Gegner heran, waren aber spätestens nach zwanzig Minuten die tonangebende Mannschaft. Die Solospitze Erdinc, konnte von seinen Rückleuten nur einmal in Szene gesetzt werden, da tauchte der Türke aber völlig frei vor Gustafsson auf, zeigte im Abschluss jedoch Nerven und setzte den Ball Meter über den Kasten. Mehr Gefahr ging indes vom angesprochenen Trio Ménez-Pastore-Nene aus, die hinter Erdinc wirbelten. Die Salzburger Hintermannschaft hatte mit den Dreien ihre liebe Not und bekam sie über die gesamte Spieldauer nicht wirklich unter Kontrolle. Die technische Überlegenheit, aber auch jene im Antritt, machten sich besonders die Serie-A-erprobten Ménez und Pastore, ein ums andere Mal zum Vorteil. Die Defensive der Bullen sah sich gegen die von der Roma bzw. von Palermo Engagierten oftmals in Zwei-Mann-, ja sogar Drei-Mann-Überzahl, war jedoch in mehreren Situationen nicht im Stande den Ballbesitz an sich zu reißen.

Im Offensivspiel der Gäste gelang auch nur wenig. Wenn Gefahr aus ging, dann von Jantscher oder Cziommer. Und das auch nur mittels Distanzschüssen. Maierhofer war bei den Innenverteidigern Lugano und Camara gut aufgehoben, Rechtsaußen Leonardo bei Linksverteidiger Armand.

Schließlich waren es aber nicht technischen Defizite, die die Niederlage der Bullen besiegelte, sondern taktische. Vor dem 1:0 durch Nene, ist Salzburg in der Offensive in Ballbesitz. Cziommer verliert nach einem Einwurf den Ball, das folgende Umschalten in die Defensive findet daraufhin zu langsam statt, die PSG kontert im eigenen Stadion. Der letzte Salzburger, der aktiv in einen Zweikampf geht, bestreitet jenen noch knapp vor der Mittellinie. Grundsätzlich kann hier ein taktisches Foul gesetzt werden, um die Konterattacke zu unterbinden. Schiemer, und auf seiner Höhe Sekagya, als letzte Männer, agieren anfangs noch richtig, lassen den aufziehenden Ménez und den links sprintenden Pastore kommen, um ihren Vordermännern Zeit zum Rücklaufen zu gewähren. Kurz vor dem Strafraum müsste sich jedoch Schiemer zu Pastore orientieren und Sekagya den ballführenden Ménez attackieren, dem Franzosen den Ball abnehmen oder im schlechtesten Fall foulen. Ménez, der seit seiner eigenen Hälfte nicht mehr attackiert wurde(!), mit vollem Lauf in den Strafraum eindringen zu lassen, war für die Verteidiger jedoch die ungünstigste Alternative. Beim Penalty verlud Nene Gustafsson dann mustergültig.

Vor dem 2:0 spielt Maierhofer einen katastrophalen Rückpass ins eigene defensive Mittelfeld, der Leitgeb um Meter verfehlt. Mit zwei Erstberührungen schicken Ménez und Pastore Erdinc auf dem linken Flügel tief. Der Türke flankt zur Mitte wo die Salzburger Leitgeb, Svento und Sekagya eigentlich Drei-gegen-Zwei in Überzahl sind, sich jedoch niemand von den Dreien konsequent zum Ball orientiert. Schließlich gelangt der aus dem Rückraum anrauschende Bodmer an das Leder, übernimmt direkt und netzt unhaltbar zum 2:0 ein.

In der Folge waren es dann immer wieder leichtfertige Ballverluste im Mittelfeld, besonders durch katastrophale Fehlpässe, die Großchancen für die PSG ermöglichten. Nach einem Schiemer-Fehlpass auf wenige Meter war zuerst Erdinc allein auf Gustafsson gelaufen, setzte das Leder aber knapp neben das Tor. Wenig später spielt Jantscher im Spielaufbau einen Pass in den Lauf von Ménez, der sich die Chance nicht nehmen lässt und auf 3:0 stellt.

Wenn die Salzburger gefährlich wurden, dann durch Kopfbälle. Im ersten Durchgang scheiterte Maierhofer knapp an Schlussmann Douchez. Im zweiten Durchgang waren es dann vor allem Kopfstösse von Schiemer und Alex, die für etwas Gefahr sorgten. Schließlich war es nach einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld Sekagya, der mit einem Kopfball noch den Ehrentreffer für die Salzburger markierte; jedoch mit kräftiger Unterstützung seines rechten Arms, durch den er sich Gegenspieler Jallet vom Leib hielt.

Unterm Strich hielten die Bullen phasenweise mit, mehr aber auch nicht. Vor allem mit dem überfallsartigen Ausschwärmen von Ménez, Pastore und Nene, hatte die Elf des Niederländers Ricardo Moniz ihre liebe Not. Wenn dann im Spielaufbau katastrophale Fehlpässe, wie von Schiemer oder vor den Toren von Maierhofer und Jantscher passieren, darf über eine Niederlage nicht lamentiert werden. Auch die technische Überlegenheit darf nicht außer Acht gelassen werden. So muss neidlos anerkannt werden, dass Neuzugänge à la Ménez oder Pastore weit über einen Leonardo gestellt werden müssen.

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