Dienstag, 6. September 2011

Wer ist ein Trottel?

Als „aufgescheuchter Hendlhaufen“ bezeichnete Kapitän Christian Fuchs die Leistung der österreichischen Nationalmannschaft nach dem 2:6 von Gelsenkirchen. Ehrlich genug sollte allerdings trotz aller Gegentreffer festgehalten werden: Was hat man sich großartig erwartet? Die Deutschen spielen eine ebenso souveräne Qualifikation wie Vizeweltmeister Niederlande und Weltmeister Spanien. Dass in den neunzig Minuten wieder einmal das taktische Konzept Fehler erwies, war bereits an der Formation vor Anpfiff erkennbar. Mit einer schüchternen Solospitze namens Arnautovic zu beginnen, zeigt nicht von Bemühungen den Gegner früh unter Druck zu setzen, obwohl die deutsche Hintermannschaft sich mehrmals nicht anders helfen zu wusste als den Ball an Schlussmann Neuer zu retournieren. Die Mittelfeldspieler Harnik, Royer und Alaba drückten dennoch. Nachgerückt ist von den Hinterleuten dann wieder kaum jemand. Zudem der gerade erst genese Schiemer als Innenverteidiger gegen den trotz seines Alters spritzigen Klose, auch diese Entscheidung ist - freundlich formuliert - nicht gerade glücklich. Dass sich zu alledem noch inkonsequentes Zweikampfverhalten paarte, machte den Schlamassel auf Schalke perfekt.

Mit einem 3:0-Erfolg heute gegen die Türkei hätte die österreichische Mannschaft - paradoxerweise - dennoch eine intakte Chance auf das Play-off. Zumal für Constantinis Tross nur noch die vermeidlich leichteren Aufgaben in Zentralasien gegen Aserbaidschan und Kasachstan bevorstünden. Dass der Heimsieg gegen die Kasachen voriges Jahr jedoch erst in der Nachspielzeit fixiert wurde und die Belgier gerade eben aus Aserbaidschan nur einen Punkt entführen konnten, klammern wir einmal aus. Auch die Tatsache, dass das ÖFB-Team im Jahr 2011 erst einen Sieg feiern konnte, und das in einem freundschaftlichen Vergleich. Belgien und die Türkei spielen hingegen noch gegen unsere teutonischen Nachbarn. Und wenn diese ihre blütenweiße Weste nicht eh von Haus aus behalten wollen, dann hätten wir doch wenigstens noch wegen Gijon eine kleine Gefälligkeit offen.

Wie Bernhard Hanisch in seiner Kolumne aber schreibt, denkt zumindest jeder auch ein bisserl an „Nestbeschmutzung“. Denn mit einer heutigen Niederlage sollte die Kündigung des polarisierenden Teamchefs reine Formsache sein. Bei einem Sieg würde das „Dahinwurschteln“ wohl weiter gehen. Dass der Fisch am Kopf zu stinken beginnt, bewies ÖFB-Präsident Windtner in einem Servus-TV-Interview, wonach der Rausschmiss Constantinis nicht in Frage käme, weil der Teamchef immerhin erklärte, dass dies doch keinen Sinn mache.

Während also einem neuen Mann zusätzliche vier Spiele - auf Bewerbsebene - zum „Ausprobieren“ genommen wurden, bringen Medien nicht nur Franco Foda und den arbeitslosen Christoph Daum in die Teamchefdebatte ein, sondern auch den Deutschen Marco Pezzaiuoli, der mit der germanischen Unter-17 vor zwei Jahren EM-Gold holte und letzte Saison die Hoffenheimer TSG betreute. Wegen seines taktischen Konzepts sowie seiner im Allgemeinen überzeugenden Philosophie, welche die aufstrebende deutsche Trainergeneration um Klopp und Tuchel vertritt, wäre Pezzaiuoli im „Preis-Leistungs-Verhältnis“ wahrscheinlich die vernünftigste Variante. Wohl aber sind nicht nur spazierende Journalisten mit Hut einfache Trotteln.

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