Montag, 14. November 2011

Die Sachlichkeit des Österreichers

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Für das ballestrische Stimmungsbarometer der Österreicher ist dies eine typische Euphorie-Hysterie-Kurve, welche binnen weniger Tage hin und her pendelt wie tausende Niederösterreicher jeden morgen nach Wien und wieder retour. Genau in diesen Stunden werden dank des Boulevard Millionen von Meinungen „gebildet“. Gratis Bildungszugang für alle! Anfängliche Skeptiker, selbst Peter Linden(!), wurden von der positiven Glückswelle um Marcel Koller überschwappt und drehten, wie ein Fähnlein im Wind, binnen weniger Wochen ihre Skepsis in anhaltenden bis tobende Euphorie, abhängig nach Medium. Und das obwohl der Zürcher noch kein einziges Spiel auf der Betreuerbank absolvierte. Die Messlatte für den Schweizer liegt nach Constantini und Brückner nicht gerade hoch. Und so reicht der profifußballfernen Gesellschaft branchenübliche Dienstreisen für Gespräche und Beobachtungen zum Ritterschlag. Dass mit Fritz Schmid ein Studierter am Bankerl sitzt, freut den Boulevard, komischerweise, auch. Ob das den Verkaufszahlen gut tut? Als „Spaziergänger“ oder „Trottel“ wird seitens des Öfb so schnell wohl keiner mehr benannt werden.

Zugegeben, auch ich bin ein Befürworter des Marcel Koller. Die ersten Eindrücke seiner Ägide waren durchwegs positiverer Natur. Dass der Schweizer aber bis dato für das internationale Geschäft innovative Maßnahmen präsentierte, ist jedoch auch nicht der Fall. Eher wird Versäumtes nachgeholt. Das ist natürlich Grund zur Hoffnung. Aber nicht für überschwängliche Euphorie. Dass er kein „Wunderwuzzi“ sei, hat er bereits mehrmals selbst betont. Die Erwartungen der Bevölkerung jedoch steigen durch überschwänglich positive Berichterstattung immer weiter. Und erreicht bald wieder jene Sphären, die den Teamchefs seit Prohaska die Luft zu atmen raubte. Bleibt eigentlich nur abzuwarten wie die Schlagzeilen von Mittwoch lauten werden. Dass Marcel Koller nämlich fallen gelassen wird wie ein heißer Erdapfel, oder ausgespuckt wie heiße Rösti, kann ihm leicht passieren.

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