Donnerstag, 5. Januar 2012

Internetfirmen pokern um Fußball-Rechte

Yahoo zeigt Interesse an der Bundesliga, Apple und Google wollen angeblich britische Spiele übertragen.

Siebenhaar, Hans-Peter

Hans-Peter Siebenhaar Düsseldorf Führende Internet-Konzerne drängen in das Geschäft mit Fußball-Übertragungen. So pokert der krisengeschüttelte Internetkonzern Yahoo um die Rechte der Fußball-Bundesliga ab der Saison 2013/14 für die nächsten vier Spielzeiten. "Wir sind an allen Highlight-Paketen aus der ersten und zweiten Bundesliga interessiert", sagte Yahoo-Deutschland-Chef Heiko Genzlinger dem Fachmagazin "Sponsors".

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) darf nach einer Entscheidung des Kartellamts im Juni 2011 erstmals ein Rechtepaket anbieten, das am Samstag eine frühe Highlight-Berichterstattung im Internet und auf mobilen Endgeräten ermöglicht. Das will Yahoo nutzen. Allerdings wird die Suchmaschine nicht gegen die ARD im Kampf um die "Sportschau" am frühen Samstagabend antreten. "Wenn die ARD das Paket für die 18.30-Uhr-Sportschau im Free-TV haben will, werden wir als wirtschaftlich getriebenes Unternehmen, das die Kosten refinanzieren muss, keine Chance haben. Es muss alles auch wirtschaftlich Sinn machen", sagt Genzlinger. Realistisch sei für Yahoo daher das Paket ab 21.45 Uhr. Die ARD hatte für die Zusammenfassung zuletzt pro Saison nach Branchenangaben rund 100 Millionen Euro gezahlt, davon 75 Millionen für die "Sportschau". Dieser Preis ist von privaten Konkurrenten über Werbespots nicht refinanzierbar.

Beim Poker um die Live-Rechte wird es der bisherige Rechteinhaber Sky offenbar auch diesmal leicht haben. Denn die DFL hat bislang keine ernstzunehmenden Konkurrenten aufgetan. Sky hatte für die Live-Rechte zuletzt 250 Millionen Euro pro Saison gezahlt.

Yahoo ist aus Geldgründen an den Live-Rechten nicht interessiert. Genzlinger glaubt nicht, dass sich die Fans vor den Computer setzen, um die Spiele in Echtzeit zu genießen. "Wir denken nicht, dass die Mehrheit der Nutzer bereit dafür ist. Wir glauben zwar, dass man mit Live-Rechten Reichweiten generieren kann, aber ich bin Realist. Bei der Frage, ob ich mir Live-Spiele am großen Flat-TV oder am Laptop anschaue, würde ich den Fernseher immer vorziehen."

In Großbritannien sendet Yahoo bereits seit der Spielzeit 2010/11 ab Montag einen vierminütigen Videoclip von der Premier League. Für die Mini-Rechte zahlt der Konzern zehn Millionen Euro pro Spielzeit.

Künftig wollen Internetkonzerne in Großbritannien eine größere Rolle spielen. So ist nach einem Bericht der Zeitung "Daily Mirror" der Elektronikriese Apple an den Übertragungsrechten der britischen Fußball-Liga Premier League interessiert. Der Konzern will damit den Absatz seines bislang wenig erfolgreichen Apple TV und den Verkauf des iPads fördern. Auch die Suchmaschine Google wird als Interessent für die wertvollsten Rechte im britischen Fernsehgeschäft genannt.



Quelle: Handelsblatt von Donnerstag, 05. Jänner 2012; Seite 25

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