Samstag, 14. Mai 2011

Verkaufen und Kaufen

Dass für Grün-Weiß die Saison nicht gerade glücklich verlaufen ist, liegt auf der Hand. Die erste Konsequenz der Misere war der Rauswurf des Sportdirektors Hörtnagel, Trainer Pacult folgte ihm nur Tage später in unrühmlicher Manier. Seitdem sind sechs Spiele unter Interimstrainer Barisic bestritten. Der kurz aufbrausende Sturm, entpuppte sich als laues Lüftlein; der Trainereffekt nach bereits zwei Spielen dahin. Kurzfristig bilanziert Barisic ausgeglichen: Drei Siegen stehen zwei Niederlagen gegenüber und ebenso viele Unentschieden; zwölf geschossene Tore gegen sechs bekommene. Eine makellose Bilanz sieht anders aus, dass das Ruder aber nicht abrupt umgerissen werden konnte, sollte klar gewesen sein. Nett wäre es aber doch gewesen, hätte Barisic die Schäfchen noch ins Trockene gebracht, soll heißen, sich für die Europacup-Qualifikation qualifiziert. In der Theorie ist die Chance nach wie vor intakt, wenn gegen Kapfenberg und Mattersburg remisiert wird, sollte man sich zum Abschluss aber keine all zu große Leistungssteigerung mehr erhoffen. Und weil eben die Leistung über die gesamte Saison hinweg ziemlich überschaubar blieb, wird es diesen Sommer wohl auch keine Transferbomben geben, die Hütteldorf wie die vergangenen Sommer erschüttert. Selbst Veli Kavlak, der neben Yasin Pehlivan, noch am ehesten für einen Auslandstransfer in Frage gekommen wäre, relativiert das Ganze und sieht einem Sommertransfer - auch auf Grund seiner Knieprobleme im Frühjahr - düster entgegen.

Die finanzielle Decke für Neuverpflichtungen ist also dünn. Europacup- bzw. Transfereinnahmen wird es eher kaum geben. Ressourcen können aber auch gewonnen werden, indem man sich von bisweilen mitgeschleppten Dingen trennt. Dober wird Rapid verlassen, aus dem alternden Innenverteidigerduo Patocka-Soma könnte man auch ruhig mindestens einen hergeben (wenn nicht gleich beide), zumal noch Sonnleitner parat steht, Eder im Sommer aus Dänemark zurückkehrt und der junge Weißrusse Lebedew bis heute noch keine Chance in der Kampfmannschaft erhalten hat. Der längst nimmer fitte Katzer könnte meiner Ansicht auch gehen; zu solchen Konditionen sollte man frischeres Blut bekommen. Petar Zanev von Litex Lovech zum Beispiel. Der 25-jährige Nationalspieler wurde mit seinem Verein vergangene Saison Meister und wird es aller Vorrausicht nach auch heuer wieder. Außerdem wäre er im Sommer ablösefrei zu haben.

Das Überangebot im Mittelfeld ist ein weiteres Gräuel. Heikkinens Vertrag zu verlängern, stellt doch eine sehr gewagte Handlung dar, zumal der Finne nicht mehr jünger wird und seine Leistungen bestimmt keinen Topverdieneranspruch mehr gerecht werden. Hinum hat sich in seiner ersten Saison sehr schwer getan, wobei auch bestimmt sein Handbruch nicht gerade förderlich für seine Integration ins Mannschaftsgefüge war. Kulovits sollte man indes verlängern. Dass die Kampfgelse durch und durch Rapidler ist, hat er nicht nur die letzten Spiele bewiesen.

Woran es aber wirklich fehlt, ist Kreativität. Das Spiel mir Hofmann als einziger Anspielstation ist zu durchschaubar, zumal er sich vom rechten Flügel immer wieder ins Zentrum fallen lässt, rechts aber stets ein Loch bleibt - ein Problem, dass praktisch mit Pacult kam. Gil Vermouth (25) von Hapoel Tel-Aviv oder Aviram Baruchyan (26) von Beitar Jerusalem wären sicher nicht uninteressant und ablösefrei. Genauso der ehemalige niederländische Nationalspieler Romeo Castelen (28), der sich beim HSV nie richtig einleben hat können. Oder Darko Tasevski (26) von Levski Sofia, der diese Saison bereits 13 Torvorlagen auf seinem Konto verzeichnet.

Im Sturm ist der einzige mit Anspruch auf sein Leiberl Hamdi Salihi. Nuhiu beim Spielen zuzusehen tut teilweise weh und Gartler ist zu wenig giftig. Mit Vennegoor of Hesselink tue ich mir persönlich schwer. Wenn er spielte, schien er durchaus bemüht. Das Problem ist, dass er auf Grund seiner Verletzungsanfälligkeit kaum zum Einsatz kommt. 718 Minuten und zwei Tore sprechen eine deutliche Sprache.

In den vergangenen Transferperioden waren Benjamin Lauth (29) von 1860 und Mikael Forsell (30) von Hannover stets ein Thema in den Klatschkolumnen. Diesen Sommer wären sie ablösefrei zu haben. Ein Auge könnte man vielleicht auch auf den Uruguayer Sebastian Ribas (23) werfen, der in der zweiten französischen Liga alles zerbombt und bereits 20 Tore markierte. Auch interessant könnte der 25-jährige Guyon Fernandez von Excelsior Rotterdam sein, der momentan bei elf Saisontreffern steht. Oder aber auch der erst 22-jährige Slowake Frantisek Kubik von ADO Den Haag. Zwar erzielte der erst acht Treffer, aber immerhin auch gegen Ajax, Twente und PSV.

Insofern besteht, solange Augen und Lauscher offen gehalten werden, vielleicht doch noch eine Chance auf den einen oder anderen Sommer-Zugang, der doch überzeugen kann. Denn wenn nicht, wird Barisic bzw. seinem Nachfolger Schöttel, kaum Besserung bevor stehen.

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