Donnerstag, 4. August 2011

Euros statt Medizinbälle

Dass stupides Rundenrennen in der Vorbereitung einer altmodischen Trainingsphilosophie angehört, sollte sich dank fortschrittlicher Sportwissenschaft mehr und mehr auch im Pöbel des Fußballs herumgesprochen haben. Zwar gibt es immer noch den ein oder anderen Schleifer unter den Trainern, der Trend in der Vorbereitungsplanung - zumindest für die Topteams des Kontinents - orientiert sich aber dennoch ein wenig an der Vergangenheit. Dies hat aber rein kommerzielle Aspekte. Wie schon in früheren Jahren wagen die Teams wieder den Sprung über den Teich nach Amerika oder noch weiter weg um sich für die beginnende Saison vorzubereiten. Während vor fünfzig, sechzig Jahren aber noch Sao Paulo, Montevideo oder Buenos Aires die Destinationen hießen, um seinen Kickern andere Arten und Wege als den langen Pass näher zu bringen, bestimmt in den heutigen Zeiten eher die Marketingabteilung wo es hingehen wird. Dabei gibt es eigentlich nur zwei wirkliche „Traumziele“: Entweder die finanzkräftigen Vereinigten Staaten erobern, oder den Markt in Ostasien, mit seinen fanatisch anmutenden, kreischenden Menschenmengen. Insofern wenig verwunderlich, wenn Arsenal nach gefühlten siebenundzwanzig Saisonvorbereitungen hintereinander in Bad Waltersdorf, heuer sagt, dass man es sich nicht mehr leisten könne, Zusatzeinnahmen aus Tourneen nach Thailand oder Malaysia auszulassen.

Die Ziele der „Vereine“ wechseln immer mehr. Lag bislang der Fokus darauf, mit Geld Sport zu machen, verändern sich die Denkweisen zu unternehmerischen Grundgedanken mit Sport Geld zu verdienen. Einer sinnvollen Vorbereitung entspricht der Plan von Real Madrid freilich nicht. Eine Woche an der US-Westküste mit zwei Freundschaftsspielen gegen LA Galaxy und Mexikos prominentestem Team Chivas Guadalajara. Noch in derselben Woche ging es viertausend Kilometer östlich zu einem Gagspiel nach Philadelphia. Drei Tage später testeten die Galaktischen, die eine ebensolche Regenerationsfähigkeit haben müssen, im Berliner Olympiastadion und wieder drei Tage später im englischen Leicester. Von der Insel ging es prompt weiter nach China, wo der Tross momentan weilt, gestern, Mittwoch, Guanghzou 7:1 besiegte und am Samstag noch auf den vielsagenden Gegner Tianjin treffen wird. Nach drei Wochen Reisestrapazen werden die königlichen Akteure am 8. August wieder in den eigenen Betten schlafen dürfen. Die Tournee dürfte dem „Verein“ etwa zehn Millionen Euro pro Woche gebracht haben.

Der FC Barcelona beschränkt sich hingegen ganz auf den US-Markt und testete in Washington bei einer Neuauflage des Champions League Finales publikumswirksam gegen Manchester United, sowie gegen die mexikanischen Klubs Chivas und America. Zuvor waren die Katalanen in München zu Gast bei den Bayern. Manchester United war ebenfalls drei Wochen in den Vereinigten Staaten unterwegs, Konkurrent Chelsea versuchte auf der anderen Seite des Globus, eben in Malaysia und Thailand, die Märkte und die sagenumwobene Asia Trophy zu erobern. Da war es in vergangenen Jahren ja noch historisch begründet, dass Celtic wegen der vielen irischen Emigranten an der US-Küste probte. Nun aber kurzfristig gar nach Australien übersiedelte, schon wieder weniger. Und dass der italienische Supercup heuer zum zweiten Mal nach 2009 in Peking ausgetragen wird, wundert dann auch schon niemand mehr. Immerhin versetzt der italienische Fußball sogar die sonst so demütigen buddhistischen Gemüter in Aufruhr, sodass es selbst im Reich der Mitte Krawalle zwischen Interisti und Rossoneri gibt. Oder zumindest zwischen Menschengruppen, die glauben sie seien eben solche.

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