Donnerstag, 11. August 2011

Überbewertetes

Hätte. Wenn. Pech. Typisch österreichische Begriffe, wenn (da haben wir’s schon wieder) es um Fußball geht. Allen voran um die Nationalmannschaft. Immer wieder gibt es zwar Ausreißer nach oben, die Ergebnisse spielen aber leider nur selten mit. Die Heimniederlage gegen die Deutschen das letzte Beispiel. Wem das Pech aber über solch eine lange Strecke hold ist, der muss zu einem gewissen Teil auch selbst dafür verantwortlich sein. Zehn Jahre sind nämlich kein Bämmerl. Und wenn ich mir die Teamchefs der vergangenen Dekade so ins Gedächtnis rufe - ich möchte ja jetzt niemanden etwas unterstellen, aber - dürften sie mit dem aktuellen zumindest eines gemeinsam haben: „Taktik ist überbewertet“. Vielleicht sehen sie es nicht ganz so drastisch, wie es Teamchef Constantini auf den Punkt brachte, zu den Taktikfüchse zählen Krankl und Hickersberger aber auch nicht gerade. Und Brückner, der am ehesten noch als solcher kategorisiert werden könnte, erweckte in seiner Egide mehr den Eindruck eines ausgediegenen Trainers, der den verdienten Ruhestand zumindest mit einem pralleren Börserl antreten möchte.

Das gestern Gebotene war spielerisch ein Schritt in die richtige Richtung, taktische Fortschritte waren aber kaum zu erkennen. Bayerns Alaba und Stuttgarts Harnik mit Abstand die besten auf dem Feld, bei einer insgesamt aber mauen Mannschaftsleistung auch nicht gerade schwierig. Der Spielaufbau wirkte zwar behebig, die Slowaken attackierten aber phasenweise noch in der gegnerischen Hälfte. Insofern vollbrachte die nicht gerade von technischer Eleganz strotzende österreichische Innenverteidigung einen guten Job; dass Dragovic beim 0:1 den entscheidenden Kopfball verlor, war unglücklich, und dass bei selbiger Ecke am langen Pfosten niemand absichert, taktische Vorgabe. Ein Risiko, das bewusst eingegangen wird um im Zentrum Überzahl herzustellen.

Die Berücksichtigung von Kulovits erscheint mir nach wie vor unverständlich. Zwar spielte der Rapidler einen guten Part, technisch limitiert ist er nach wie vor - und wird dies wohl auch bleiben. Und weil Hamsik sowieso mehr auf den Flügel auswich, opferte Constantini von Anpfiff weg einen zusätzlichen Akteur für den Spielaufbau. Baumgartlinger, als zweiter Rückraumspieler, mit eher offensiven Vorgaben bedacht, schaltete sich dementsprechend öfter in das Angriffsspiel mit ein, blieb aber auch zunehmend blass.

Die Flügelzange Alaba-Harnik versprach viel und hielt dies durch zahlreiche Einzelaktionen auch. Ergänzend dazu sollte der Austrianer Junuzovic für zusätzliche Kreativität sorgen. Es kam aber alles anders. Denn Junuzovic wurde von den beiden Deutschlandlegionären durch deren Sturmläufe ins Zentrum buchstäblich der Raum genommen. Insofern blieb wenig Platz für den Edelzangler sich zu entfalten. Besonders Harnik war öfter woanders als auf seinem vorgegebenen rechten Flügel zu finden. Was sich auch wiederum auf den einzigen Stürmer, Janko, negativ auswirkte. In der Schlussphase war gut ersichtlich, dass das Spiel des Angreifers von den hohen Bällen lebt. Weil Harnik und Alaba von den Flügeln aber immer öfter ins Zentrum wechselten und die gestern in der Offensive selten präsenten Außenverteidiger Klein und Fuchs kaum brauchbare Flanken in den Strafraum beförderten, trat der Hollandlegionär nur selten in Erscheinung.

Fast schon praradox, dass ausgerechnet der kleine Hoffer nach einer Flanke das einzige Tor des Abends per Kopf erzielte. Mit Royer links und Hoffer als Außenstürmer rechts kam wesentlich mehr Schwung von den Seiten. Der sowieso im Zentrum agierende Harnik wurde gen Spielende dorthin verfrachtet und Alabas Kreativspiel kam auch aus der Tiefe nicht schlecht zur Geltung, wenn auch nicht ganz so überragend wie zuvor.

Abschließend bleibt noch zu kritisieren, dass der gestrige Gegner mit einem forscheren Pressing noch eher in die Bredoullie hätte gebracht werden können, aber auch mehr Kaltschnäutzigkeit im Abschluss den Erfolg schon im ersten Durchgang gesichert hätte.

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